Heute fahren wir definitiv zu einer der wichtigsten Stationen der Fahrt: Mexico City. Hierfür habe ich uns den Luxus gegönnt, mit dem Platin-Bus zu fahren, der Business Klasse für Überlandfahrten. YeahYeahYeah! Nach all den Stunden, die wir in verschiedenen Bussen verbracht haben, fand ich das mal eine schöne Abwechslung.
Noch haben wir ein bißchen Zeit (unser Bus fährt erst am Nachmittag), was uns freut, denn Oaxaca zu verlassen ist schade. Hier gefällt es uns gut, die Stadt ist freundlich und willkommenheißend, die Straßen sind voller Straßenkunst und Käfer-Autos. Also gehen wir noch einmal ins Perro Café, Lucy und ich, während Sunja sich ebenfalls eins dieser schönen Gläser kaufen geht, die es weiter die Straße runter gab.
Das Perro Café ist schon sehr fancy, so mit Wänden voller Comiczeichnungen und auch sehr cool eingerichtet, so voll minimalistisch und so. Findet Lucy gut. So setzen wir uns also da hin und trinken Eiskaffee und Einsschokolade und lassen es uns noch vor der Fahrt noch einmal gutgehen. Dann treffen wir Sunja wieder, fangen zusammen ein Taxi und lassen uns zum Busbahnhof bringen. (Warum sagt man eigentlich Busbahnhof? Wäre Bushof nicht viel treffender?)



Am Bushof dürfen wir in die ADO Platin-Lounge, wo es umsonst Getränke und WLAN gibt. Leider schaffen wir es in der kurzen Wartezeit nicht, die mehr ausgegebenen 50,-€ wegzusaufen, wir legen es aber auch nicht ernsthaft darauf an. Dann fährt unser Bus vor und wir dürfen uns hineinbegeben. Bei Einsteigen bekommt jeder noch ein Freigetränk nach Wahl überreicht. Wir bedanken uns brav und suchen unsere Plätze. Die sind, wie auch in der Oberklasse anderer Verkehrsmittel, sehr großzügig ausgestaltet: viel Platz, lang ausklappbare Sitze, eigener Bildschirm an jedem Sitzplatz mit eigenem Kopfhörer. Gerade der Platz ist herrlich für die Beinfreiheit.



Dann geht es los in die nächsten sieben Stunden Fahrt. Es geht durch eine immer sandigere, wüstigere Landschaft, vorbei an Kakteen und Bergen, sogar einen Vulkan sehen wir, vielleicht den Istak Cihuatl (wie ich aus meinen Nahuatl-Kenntnissen weiß, bedeutet das „weiße Frau“). Den Popocatéptl sehen wir leider nicht mehr, denn irgendwann wird es spät und dunkel und aus diesem Dunkel taucht irgendwann das Lichtermeer von Mexico City auf.



Wer ab und zu nach Berlin fährt, kennt vielleicht das gefühl, ewiglich an Gehäusere vorbeizufahren, ohne wirklich durch die Statdt voranzukommen. Stellt Euch dies bitte noch in groß vor, denn CDMX ist eine der größten, wenn nicht die größte Stadt der Welt. Daher war meine Sorge gewesen, wie es in so einem Moloch wohl aussehen und zugehen mag. Wir fahren also wieder langwierig durch nächtliche Straßen, die im fahlen Laternenlicht eher gruselig aussehen, bis wir endlich am TAPO, am Terminal de Autobuses de Pasajeros de Oriente, ankommen.
Etwas knille klauben wir wieder unsere Siebensachen zusammen und suchen den Hauptausgang. Einen UBER zu rufen, scheint hier nicht so einfach, denn die Zufahrt ist komplett mit Autos vollgestopft. Doch der Fahrer ist schnell da, hält quasi auf der Straße, findet uns und hilft uns dabei, unser Gepäck in seinen Wagen zu schleppen. Nun fahren wir zur Bleibe, was nur 20 noch Minuten braucht. Diesmal ist es ein Apartmenthaus an einer Hauptstraße mit Empfangstresen und Sicherheitsmann. Der läßt uns rein und wir freuen uns (nachdem Lucy die videographische Erstbegehung gemacht hat), uns häuslich niederzulassen. Diesmal haben wir es wieder fett getroffen (Sunja hat gebucht). Neben den 34 Zimmern (2 Schlafzimmer, 1 große Wohnküche, 1 Ankleidezimmer, 2 Badezimmer) verfügt das Gebäude oben über einen Pool, einen Fitnessraum und eine Lounge mit Weitblick und Billardtisch. Außerdem befinden wir uns im Stadtteil Condesa, in dem man durch Parks und unter Bäumen fein joggen gehen kann. Wir heute jedoch nur noch schnell zum Oxxo, Feierabendbier besorgen und dann ab ins Bett.
Tag 1 – Rumlaufen, Toño, Parque Chapultepec mit Kopfaffen
Der Tag beginnt super. Sunja hat beschlossen vor aller Erwachen einfach laufen zu gehen und kommt, nach absolviertem Training, mit Churros und heißer Schokolade nach Haus. Die sind zwar für Lucy, doch ich darf auch probieren. Und auch, wenn die Churros gut sind, stimmen wir alle überein, daß nichts über die vom Markt aus Moraira geht.
Die Sonne ist auch schon wach und scheint freundlich über den Balkon ins Wohnzimmer, von wo aus ich gerade gebannt beobachte, wie hier der Müll getrennt wird, nämlich teilweise auf dem Wagen. Dann machen wir uns langsam ausgehfertig und schauen uns mal in unserer Gegend um. Die ist nämlich grüner als erwartet. Gleich hinter dem Haus liegen zwei Parks (Parque México und Parque España), was vielleicht nicht repräsentativ sein mag, aber sehr hübsch ist. Da stehen lauter Bäume mit indigofarbenen Blüten rum, was auch echt hübsch ist. Dann kommen wir auf eine Plaza, auf der die obligatorischen Stadtbuchstaben rumstehen und bevor wir das verpassen, lassen wir fix ein paar Fotos von uns davor machen. Ha! Eine Sache erledigt.



Doch langsam brummelt mein Magen, denn eigentlich will ich mit den Meedels was essen gehen. Ein Kollege daheim, der aber in echt aus Mexico City kommt, hat mir anempfohlen, La casa de Toño zu besuchen, eine Mexikanische Resto-Kette, zu der er und seine Freunde immer gern gehen. Den Rat will ich natürlich befolgen, also habe ich uns das nächste Toño-Resto rausgesucht, wo wir jetzt hingehen. Davor steht jedoch schon eine Schlange und wir müssen Nummern ziehen (echt, wirklich, ich schwör‘!). Das kann ja was werden, denke ich, doch nach wenigen Minuten werden wir an einen Tisch gesetzt und bekommen den Menübogen, einen Stift und Rat und Hilfe, wie wir damit umzugehen haben. Das ist hilfreich und ich bemerke, was in Mexiko besser läuft als in den alten Industrieländern. Während dort alles automatisiert, die Menschen wegrationalisiert, und die Arbeit auf den Kunden abgewälzt wird (Selbstbezahlkasse, Bestellpanels), wird in Mexiko dagegen alles mit Personal erschlagen. Das hilft den Kunden und die Menschen (die gibt es ja nun einmal) haben ein einkommen. Außerdem geht es dadurch hier, zumindest bei Toño, superschnell.


Frisch gestärkt, treten wir wieder auf die Straße. Diese Filiale liegt übrigens in der Zona Rosa, dem Rotlichtviertel, was ich erst begreife, als wir da sind. Naja, wirkt an dieser Stelle auch eher harmlos.
Weiter gehts. Ich will in Richtung Parque Chapultepec, aber vorher vorbei an der Mexikanischen Goldmarie, dem Ángel de la Independencia. Die steht nicht weit von Toño, einmal über die Calle Hamburgo (hihi) weg auf dem Paseo de la Reforma. Wir da hin und fein 1.000 Bilder gemacht. Dabei kommen wir auch an einer Plakette vorbei, die besagt, daß dort der 21.500ste WLAN-Punkt von Mexico City hängt. Wow! Kostenloses, offenes WLAN für alle! Dabei ist das doch noch so neu… Naja, da ist Deutschland wohl noch zig Jahre von entfernt.



Jetzt aber endlich in den Park. Der ist nur noch 20 Minuten die Straße runter. Ja, die Distanzen sind schon anders. Doch dort ist kein Verkehr mehr und wir laufen vorbei an der Estela de Luz (noch einem Monument) und einer lustigen Fledermausinstallation (als Intro zu einer Fotoausstellung) hinein in den Park. Und nachdem wir hier an noch einem Monument vorbeigelaufen sind (Monumento a la Patria), kommen wir in das fröhliche Treiben vieler Stände und Menschen, von denen witzigerweise viele kleine Affen auf den Köpfen tragen.



Wir laufen an allerhand Zeug vorbei, bis wir endlich verschiedenes Eis erwerben (eins lecker, eins naja), Sunja und Lucy kleine Henna-Tattoos bekommen und ich uns allen lustige Kopfaffen kaufe. Denn eins ist klar, nur mit lustigen Kopfaffen gehen wir hier als echte Mexikaner durch.


Und langsam werden uns auch wieder die Füße schwer. Zwar ist das Schloß von Chapultepec auch noch um die Ecke, doch das schließt gleich und da wollte, außer mir, auch keiner wirklich hin. Ist auch ok so. Wir kucken es uns noch ein bißchen von außen an und suchen dann bald den Ausgang aus dem Park. Dann machen wir uns für heute auf den Heimweg, fangen uns noch etwas zu essen und beschließen den Tag, wieder um einige Erlegnisse und Tiere reicher.