Und Los!

Erster Tag der Ferien und ich bin um sechs Uhr wach… ohne Wecker… wohl etwas aufgeregt 🙂

Gestern war ich noch einmal los und habe kleine Gastgeschenke besorgt, da wir ja zumeist bei Airb’n’B untergebracht sind, also einfach bei Menschen. Da dachte ich, es wäre nett, was mitzubringen. Hab bestimmt 1.000 Maak ausgegeben, aber macht nichts. Sind Ferien, da verbrät man eh mehr, als man im wirklichen Leben ausgeben würde. Moment mal, was heißt hier „im wirklichen Leben“? Sind Ferien nicht eigentlich das bessere Leben? Oh ha, philosophische Frage… Na, dann sagen wir, man gibt da mehr aus, als im normalen Leben.

Jedenfalls habe ich nach besonders Hamburgischem Zeug gesucht und kam dann mit diesem Berg Sachen an:

Eine Kiste Astra stand auch zur Disposition, doch ich ließ davon ab, da ich damit wohl sehr nah an die 20 Kilo Koffergepäck rangekommen wäre. Und dann stell Dir das vor, kommste in Mexiko an, alle Flaschen im Kofferraum geplatzt und dann stehste da mit Deinem Talent aber ohne Unterhosen… will ja keiner. Also lieber etwas netten Schnickschnack.

Und jetzt ist es also soweit. Ich kann das noch kaum glauben, denn schließlich warte ich seit 1 1/2 Jahren darauf. Da gewöhnt man sich so daran, daß es immer noch so lang hin ist. Doch jetzt geht es los und es ist halb acht am Samstag und ich will endlich einchecken für morgen Mittag aber Sunja pennt noch (verdient) und ich brauche doch von ihr noch Lucys Passnummer und dann wollen wir ja alle zusammensitzen und es ist einfach ein Elend und ich bin so aufgeregt. Merkt man bestimmt auch gar nicht…

Na gut, dann halt irgendwas packen. Oder noch ne Hose waschen. Oder zum 1.000stenmal die Reiseroute überlegen. Oder… warum ist denn zu dieser nachstschlafenden Zeit am Wochenende auch noch keiner wach? Immer ist man allein mit seiner Aufregung, es ist ein Elend.

The Climate Fresk

Wir fahren nach Frankfurt zum Workshop. Yeah! Habe ich angeleiert und freue mich wie ein Schnitzel. Das Climate Fresk ist ein Format, das ursprünglich aus Frankreich kommt (dort genannt Le Fresque du Climat) und ist eine Art Planspiel-Workshop, bei dem die Teilnehmer Infokarten aller bekannten Aspekte des Klimawandels in eine Ursache-Wirkung-Reihenfolge legen sollen. Dadurch bekommt man „hands-on“ einen Überblick über das Große Ganze des umfangreichen Komplexes Klimawandel.

Da auch heute noch die allermeisten Menschen keine rechte Vorstellung haben, was alles dazu gehört, können sie sich auch überhaupt nicht adäquat verhalten. Den meisten ist bekannt, daß es wohl öfter stürmen wird und auch mal mehr regnen, aber damit endet auch das gefühlte Wissen. Dies ändert das Climate Fresk, denn man bekommt einmal alles um die Ohren. Das kann den Einzelnen natürlich ordentlich überfordern, aber dann hat man noch die zweite Hälfte des Workshops, die einem dann nahelegt, daß man persönlich, in der Gemeinschaft und als Organisation noch sehr viel tun kann, um allerschlimmsteres abzuwenden oder zumindest abzumildern.

Dahin machen wir uns gerade auf. Diesmal fährt der Zug und trotz Streikes von gestern auf heute, läuft alles erstaunlich glatt und der ICE, der drei Minuten nach Abfahrt gleich auf der Strecke wartete, ist inzwischen schon ein paarmal vorzeitig unterwegs (!). Wir werden also rechtzeitig ankommen.

Und in der Tat, alles geht glatt. Zug kommt an, wir wackeln los, essen noch fix was mit den anderen und dann geht es auch schon los. Von den 14 Eingeladenen sind 13 da (!), einer ist leider krank. Erst sehr kurze Vorstellungsrunde und jeder hält sich an die erbetene Kürze. Feine Gruppe. Darauf bekommen wir alle ein Zettelchen, auf dem wir eine Sache aufschreiben sollen, die uns Glücklich macht. Ich schreibe „Blaumeisen“ und das stimmt.

Dann geht es auch gleich tatenreich weiter, denn wir werden, in zwei Gruppen getrennt, an zwei Tische gestellt und sollen die erste Runde Karten arrangieren. Dabei wird um die eine oder andere Legung kurz diskutiert, doch die Zeit ist klar begrenzt und lange Debatten nicht möglich. Nach jeder Runde präsentiert abwechselnd eine Gruppe der anderen, was man sich gedacht hat und meistens ist man sich einig. Das geht fünf Runden so, bis man den aktuellen wissenschaftlichen Konsens auf dem Tisch liegen hat. Der ist sehr ernüchternd, für einige ist einiges neu und es ist kurz Zeit, emotional Bilanz zu ziehen.

Bei dem aktuellen Stand der Dinge sind Gefühle wie Entsetzen, Trauer oder leichte Panik keine Seltenheit, weshalb der zweite Teil des Workshops damit verbracht wird, diese Situation als Startpunkt für eine positive Entwicklung zu begreifen. Nicht umsonst wird auf dem Bildschirm eine Graphik zitiert, die ursprünglich aus der Sterbeforschung kommt.

Nun ist es an der Zeit, diese Ergebnisse mit unseren Gendanken, Wünschen, Ideen und auch noch der Nachaltigkeitsstrategie der Firma zusammenzubringen und wir kommen letztlich zu verschiedenen Dingen, die wir tun können, sei es privat oder bei der Arbeit.

Mir liegt es am Herzen, Moderator für dieses Workshopformat zu werden, damit mehr und mehr Menschen unaufdringlich um den aktuellen Stand zu wissen bekommen. Dies gehört letztlich zum großen Themenbereich „Kommunikation“, den auch andere nennen und der noch immer in vielen Bereichen zu kurz kommt. Notwendig ist es auch, zu erkennen, daß sich ein so unerträglich komplexes Gebilde wie die Weltgesellschaft – und selbst kleinere Gebilde wie Firmen – naturgemäß nur unendlich langsam entwickelt, selbst wenn die Notwendigkeit des sofortigen Handelns so derart auf der Hand liegt. Wichtig aber ist, daß gehandelt wird und zwar von jedem der kann.

Zuletzt erinnert uns unsere Trainerin an die glücklich machenden Dinge, die wir zu Beginn aufschreiben sollten und betont, daß dies oft Dinge sind, die keinen Footprint erzeugten (wie z.B. Blaumeisen). Die sollten wir mehr verfolgen und sofern es doch belastende Dinge sind, uns überlegen, wie wir sie schonender tun können.

Und dann ist plötzlich alles zu Ende. Unsere Wiener Kolleginnen müssen leider schon früher zurück, doch alle anderen bekomme ich noch flink zu einem Gruppenbild zusammen (kommt noch hier rein). Daraufhin besuche ich noch schnell den 10. Stock (wir saßen bis eben im 26.), wohin meine hiesigen KollegInnen schon entschwunden sind. Mit denen darf ich noch fix auf die Dachterrasse im 27. Stock, von wo man einen guten Blick über die Gegend hat. Hochhäuser im Hochnebel sind schon witzig (sieht man leider nicht mehr).

Doch unten wartet schon meine Hamburger Kollegin auf mich, mit der ich flink zum Bahnhof rollen muß, damit wir den Zug bekommen. Ich also wieder runter, mit ihr in die S-Bahn, eine Haltestelle gefahren und am Bahnhof in den Zug zurück nach Haus.

Was ein guter Tag!