Seminar „Nachhaltigkeit für Support Positionen“

Tag eins, Montag

Der Tag beginnt phantastisch, nämlich einfach mit aufwachen vor dem Wecker, also fast so gut wie quasi ausgeschlafen, nach fetten 4 1/2 Stunden. Ich lass es halt einfach immer krachen… Die Sonne geht gerade auf und bemalt dabei den Horizont. Muß man einfach fotografieren, kann man nicht gegenan. Dann kommt sie langsam ganz raus und zeigt, daß da hinten auch noch Berge sind, sogar mit Schnee. Bis vor zwei Wochen soll hier unten ja knietief Schnee gelegen haben. Davon ist aber leider nichts mehr übrig, bei 9-10° Tagestemperatur. Und so blöd das auch für einen Januar ist, ist das Wetter heute wirklich herrlich.

So schäle ich mich also langsam aus dem Bette, dusche mich sauber und ziehe mich präsentabel an, nachdem ich mich sogar rasiert habe (there’s no second chance to make a first impression). Dann folge ich dem Rat, mir ein Frühstück kredenzen zu lassen, gehe in den ersten Stock und rüber ins Nachbargebäude. Dort ist der dazu gewidmete Raum, in dem ein Tresen mit Frühstückszeug steht und in dem schon ein, zwei Menschen sitzen. Zusammen mit mir kommt ein weiterer Gast rein, der später an dem Managementseminar teilnimmt. Während wir essen, sprechen wir ein bißchen darüber. Er kommt aus der Agrarbranche und nebenan sitzt ein weiterer Gast, der von Porsche kommt. All dies spielt sich vor einer netten Aussicht zum Hof ab, so daß man gern dort sitzen bleiben könnte.

Dennoch kehre ich noch mal zurück ins Zimmer und packe meine Siebensachen, um daraufhin zum Seminarraum zu gehen. Natürlich nehme ich mein Merch-Täschchen mit sowie Stift, Zettel und iPad, das ich dann doch nicht benutze. Draußen fällt mir, jetzt bei Tageslicht, auf, daß die Uni ein großes Bienenhaus aufgestellt hat. Gute Sache. Dann aber rein, Tagungsraum suchen, finden, Namensschildchen und Zeug ablegen, begrüßt werden, Leute erkennen, Kaffee schnappen.

Die anderen Teilnehmer stammen teils aus Deutschland, überwiegend jedoch aus der Schweiz. Dankenswerterweise sprechen Sie, u.a. mir zuliebe, Schriftdeutsch, wie es der Kursleiter nennt. Wart Ihr mal in der Schweiz? Ja, da spricht man Deutsch. Aber für mich Norddeutschen ist es doch schwer, bei diesem Einschlag ernsthaft einer Konversation zu folgen, und ginge sie nur über Hühnersuppe.

Der erste Beitrag geht um Marketing und Greenwashing und was das Bewerben der eigenen Grünlichkeiten für ein semantisches Minenfeld geworden ist. Denn während wahrscheinlich die wenigsten Unternehmen absichtlich ihre Abnehmer belügen wollen, ist es nicht jedem gegeben, die möglichen Folgen der eigenen Kampagne abzusehen. Es ist mittlerweile soweit gekommen, daß Unternehmen lieber gar nichts mehr über Ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen mehr sagen, als sich dem Vorwurf des Greenwashings auszusetzen. Greenhushing nennt man das.

Dann Mittagspause mit Essen. Alles sehr fein und das Buffet ist lecker und größtenteils fleischlos. In der Pause gehe ich auf die Aussichtsterrasse und laufe ein bißchen durch die Gegend. Das Gebäude bietet auch ein paar Gesichter, die ich sofort meiner Sammlung einverleibe.

Nach der Pause folgt eine Vertreterin eines großen Schweizerischen Pensionsfonds. Die haben zwar sehr viel Geld in Verwaltung, dürfen es aber nicht einfach nach Gutdünken irgendwohin investieren, da sie treuhänderische Pflichten erfüllen müssen. Doch etwas Spielraum gibt es schon und den möchten sie auch nutzen, nachaltige Anlagen in ihr Portfolio aufzunehmen. Gleichzeitig haben große Investoren wie sie natürlich auch einen gewissen Einfluß auf die Entwicklung ihrer Geldnehmer, was nicht außer Acht zu lassen ist. Daher wird auch nicht jede missliebige Anlage rausgeschmissen, sondern man versucht sich auch darin, sie zum Besseren zu bewegen. Es gibt halt nicht immer nur den einen Weg.

Als letzter Beitrag des Tages kommen eine Vertreterin und ein Vertreter der Swiss Fluglinie, die uns einen tiefen Einblick in deren Sustainabilityprogramm geben. Das ist schon beeindruckend. Natürlich wird da nach wie vor viel ausgestoßen, doch auch die Swiss bemüht sich kräftig, die Emissionen runterzubekommen, durch sustainable aviation fuels (SAF) und modernere, sparsamere Flugzeuge und noch dies und dann noch das. Und da man sich nach wie vor in Konkurrenz mit allen anderen Fluglinien befindet und ein Geschäft betreibt, befinden sie sich auch in entsprechenden Zwängen, die sie behindern. Sehr guter Vortrag und tolle Vorträger.

Dann ist endlich Zeit für Gruppenarbeit. Wir werden in drei Gruppen geteilt und bekommen jeder ein Thema, das wir bis Freitag vorbereiten müssen und es dann vortragen. EiEiEi.

Tja, und dann ist der Tag auch schon rum. Ich gehe noch mit einer Gruppenkollegin zurück ins Haupthaus zum Essen und dann machen wir uns an unsere Rechner. Sie zum Reste wegarbeiten, ich zum Mails wegmachen und dies hier schreiben. Und dann reicht es auch für diesen zweiten langen Tag in Folge, also jetzt schnell ab in die Koje.

Nach St. Gallen

Sonntag ist normalerweise ein entspannter Tag für alle. Ausschlafen, Kaffee, Frühstück oder andersrum, rumhängen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Tja, Pustekuchen.

Ich darf auf ein Seminar in die Schweiz. Yeah! St. Gallen! Rock! ESG for Support Positions. That’s me, my dear! So, aber wo war das gleich? Süden, ok, verstandne. Wie komm ich da hin? Was, Bahnstreik…? WIE komme ich da hin? Fliegen??? Na super, bester Einstieg ever…

Ok, also ich fliege zu einem Nachhaltigkeitsseminar. Fühlt sich erst einmal unpassend an und ich muß es mir erst einmal schönreden. Sage mir, wenn ich die dort gewonnenen Erkenntnisse umsetzen kann, beabsichtige ich einen deutlich größeren positiven Impact zu erzeugen als ich jetzt verursache. Dann geht’s erstmal wieder.

Und dann geht es los. Nachdem ich um 12.30 das Haus verlassen und mit Freunden auf Twitch einen 3-stündigen Spaß-Stream mitgemacht habe (Tresenlesen-Revival mit Poki, Anne und Gunnar mit Vorlesen und Musik), renne ich leicht hektisch fleckig zur U-Bahn, kriege auch die richtige, bekomme den einzigen Bus, der rechtzeitig zum Flughafen fährt, lasse mich dort dann vom Sicherheitspersonal ordentlich filzen und entspanne mich dann endlich am Gate mit einem lauwarmen Cappuccino in meinem Freshfields-Merch-Kaffeebecher.

Dann einsteigen, Stunde fliegen, dabei meine Nachbarin Daniela treffen, die gerade bei der Swiss anfängt. Leider sitzen wir nicht nebeneinander aber ich warte nach der Landung auf sie und wir schwatzen noch fix was weg und sie sagt mir noch den Weg zum Bahnhof.

Und es ist nachgerade unfassbar einfach, alles zu finden und zu machen. Ich laufe den Schildern nach, finde dort sofort einen Automaten, der mir problemlos eine Karte nach St. Gallen verkauft und dann finde ich sogar auf Anhieb das richtige Gleis. Total super alles so! Und es gibt Gepäcktrollis, die man auf die Rolltreppe rollen kann, die dann mitfahren. Sehr lässig.

Dann sitze ich im Zug und bewundere die Schaffnerin, die gefühlt 10 Minuten mit Engelsgeduld auf einen Schwarzfahrer einspricht, der ihr nachher sogar noch einen schönen Abend wünscht. Bei mir ist nichts zu beanstanden, da der Automat alles richtig gemacht hat. Bei der Gelegenheit spreche ich ihr meine Hochachtung aus.

Angekommen in St. Gallen suche ich nach einem Stadtplan an den Bushaltestellen. Finde ich zwar nicht, aber ein stark eingeschränkter Rollstuhlfahrer und ein Busfahrer weisen mir den Weg zum richtigen Bus (ich habe nämlich eine Mobility Card) und der Busfahrer fährt mich sogar bis vor die Haustür, da ich zu dem Zeitpunkt der letzte Passagier bin. Geht es besser?

Dann stehe ich vor dem Alumnihaus und klingele. Falsches Haus, soll noch mal 100 Meter auf den Campus. Mach ich. Werde freundlich um kurz vor 0.00 Uhr begrüßt. Ein freundlicher Student händigt mir meine Türkarte fürs Alumnihaus, Zimmer 213 aus. Türkarten kann ich. Also tapere ich zurück und gehe zuerst in die nette Bar/Cafeteria/Frühstücksdings und kucke mich um. Nehme mir gleich auch ein Schützengarten Edelspez mit nach oben, wo ich mich dann gleich häuslich niederlasse, natürlich nicht, ohne vorher eine wildfremde freundliche, vor der Tür rumstehende Frau zu grüßen und uns gegenseitig einen angenehmen Aufenthalt zu wünschen.

Das Zimmer ist warm und hat alles, was es braucht. Bett mit drei Sorten Kissen für jeden Schläfertyp, Bad mit Dusche, Schreibtisch, Schränke. Als erstes wird natürlich das WLAN eingerichtet (if trees gave off WiFi, we’d plant them like crazy. Too bad they only produce the oxygen we breathe) und nach Hause gemeldet, was ich lustiges gesehen habe. Dann die ersten Zeilen verfassen und versuchen das Handy zu verkoppeln, was vorerst kläglich versagt. Hoffentlich klappt das später mit der Kamera-SD-Karte…

Na gut. Dann mal genug für heute. Ich muß ins Bett. Morgen mehr 🙂

Liebe Grüße
Riklef