Oaxaca

Oaxaca macht alles richtig. Wir kommen nach 15 Stunden anstrengender Kurvenfahrt an und die Temperatur ist angenehm aber nicht zu heiß, die Toiletten werden durchgehend geputzt, die Terminal-Wartehalle ist freundlich, draußen an der Wand steht „Bienvenido a Oaxaca“, es gibt einen kleinen Laden, in dem heiße Schokolade per Hand aufgeschäumt wird und sogar der feilgebotene Kaffee schmeckt, vor der Tür stehen viele Taxifahrer, die einen aber nicht nerven, sondern einfach dastehen und die Straße vor dem Terminal ist freundlich und einladend. So kommt man gern in dieser Stadt an. Es liegt auch nicht überall Müll rum, was auch Eindruck schindet.

Der krasse Gegensatz dazu war unser Zwischenstopp in Villahermosa, was, dort wo wir es gesehen haben, leider keineswegs hermosa (schön) war. Das schönste, was wir zu sehen bekamen war ein kleines Einkaufszentrum mit passablen Toiletten und einem Domino’s Pizzaladen. Na gut, auch der kleine Tourishop war sehr nett.

Dieser Zwischenstopp war nötig, weil wir im Bundessstaat Tabasco Tabasco kaufen wollten. Dann, im Chedraui-Supermarkt, stellten wir fest, daß die allseits bekannte „Tabasco“-Sauce aus den USA kommt… Also haben wir kurzerhand heimische Chilisauce gekauft, auf der „Producto de Tabasco“ steht. Was für eine Reinlege von diesen Amerikanern…

Nun aber Oaxaca und ich bin verliebt in diese Stadt. Wir wohnen in einem sehr hübschen AirBnB im Viertel La Cascada, was an einer Straße liegt, die direkt in die Innenstadt führt. Da werden wir bald lang. Vorher wollen wir aber noch Wäsche waschen lassen.

Auf dem Weg zu einer uns von unserer freundlichen Vermieterin gewiesenen Wäscherei, kommen wir an einem Nachbarn vorbei, der uns ebenfalls freundlich grüßt, fragt, woher wir kommen und uns einlädt, bei jeglichen Bedürfnissen vorbeizukommen. Wir, vielen Dank, sehr gern, bis bald, wir gehen gerade in die Stadt. Zehn meter weiter fällt uns ein, daß wir die Wäsche vergessen haben. Zurück, ich, der Ausflug ging schnell rum, hahaha, nein, Wäsche vergessen. 2 Minuten später mit Wäsche im Arm, na, wir versuchen es noch einmal. Bei der Wäscherei, Laden zu, wir zurück, alle müssen lachen. Er, da und da, neben dem Oxxo gibt es noch ne Wäscherei. Wir so, danke, gehen dahin, Laden zu, wir stattdessen zum Oxxo, allerlei Zeug zu essen kaufen.

Auf dem Rückweg zerteile ich meinen Großenzehnagel in zwei blutende Fragmente, weil ich die hoch aufragenden Betonplatte übersehe und voll mit dem FlipFlopFuß dagegen trete. Tut eher weh. Dabei fällt Sunja ein, daß wir auch die Wäsche aus dem Oxxo wieder mitnehmen könnten. Ich humpele also schon vor, sie holt die Wäsche zurück. Der Morgen also schon ein voller Erfolg. Doch die Laune ist und bleibt gut.

Zu Hause finde ich gleich die Reiseapotheke und verarzte mich, während Lucy hilfreich alles in den Kühlschrank packt und Sunja reinläßt, die mit der Wäsche nachkommt. Alles nicht mehr so schlimm und zu Mittag auf dem Balkon schmeckt ein schnapsfreies Corona als Entschädigung auch sehr gut.

Kurz geruht, dann gehen Sunja und ich raus, Kind bleibt chillend zurück. Die Straße führt auf den Zócalo, den Hauptplatz zu, doch bis dahin kommen wir gar nicht. Vorbei an schön bemalten Wänden und einem Aquädukt von Anno dunnemals geht es zu auf einen Stand mit lokalem Essen. Wir dran und Empanada mit Queso und Flor (Käse und Kürbisblüten) bestellt. Dabei sprechen wir mit einem Einheimischen, der uns von der gleich startenden Osterprozession erzählt, die 5 Meter weiter losgeht. Wir da hin und kucken alles gebannt an. Das war ja einer der Punkte, auf den ich so gespannt war.

Nachdem wir diverse Abteilungen gesehen haben, beschließen wir, schnell das Kind abzuholen, um ihr die Welt zu zeigen, denn kulturell ist so eine Prozession total spannend. Zum Einen erzählt sie die Jesus-Geschichte nach und zum Anderen bindet sie die ganze Gemeinde ein, die Fahnen, Kerzen und Figuren tragen, plus Büßer (Penitentes), die hinter Jesus her auch selbst Kreuze tragen. Dabei tragen sie als einzige lila Kapuzen, wodurch ihre Gesichter verdeckt bleiben. Es scheint also wirklich Buße zu sein, die da getan wird, indem man stundenlang ein schweres Kreuz durch die Straßen trägt. Uns Nordeuropäern ist das ja eher fremd aber schon in Südeuropa sind diese Bräuche ebenfalls noch gängig. Irgendwo hier in Mexiko lassen sich sehr beseelte sogar echt ans Kreuz nageln. Das finde ich dann doch recht viel. Je nun, ich hoffe, keiner wird dazu gezwungen.

Das ganze geht eine Weile, bis der Zug durchs Viertel gezogen ist und wieder am Ursprung sein Ende findet. Wir sind bis zum Schluß mitgegangen und machen nun den bunten Markt drumherum unsicher. Abnehmen fällt einem im mexikanischen Alltag schwerer als man meinen mag, denn an jeder Ecke stehen Stände mit süßen Getränken in Großbehältern, die Bäckereien bieten größtenteils Süßgebäck an, sodaß selbst Vollkorntoast süß schmeckt und neben denen für Wasser sind die größten Getränkegebinde die für Cola und dergleichenem Süßzeug.

So bekommt heute jeder von uns sein Fett weg, indem wir Horchata trinken (vergleichbar mit trinkbar gemachtem Griesbrei) und uns Eis und Riesencrêpe mit Monstermassen Nutella reinpfeifen. Ich hoffe nur, daß wir das auch bald wieder abwandern.

Dann geht es nach Haus, wo Lucy und ich noch schnell zwei Ostereier anmalen und dann ins Bett, denn die kommenden Tage in dieser Stadt mitsamt Umbegung werden wieder mit viel Aktion bepackt werden.

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