Wandern gehen I

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, da gehen Menschen wandern. Wandern, das ist wie spazieren gehen, nur ohne befestigten Weg und da, wo es schön ist. Und damit es nicht nur wie spazieren gehen aussieht, ziehen sich viele dazu besondere Klamotten an, besorgen sich Blechstöcke und laufen mit Vorliebe Berge rauf und runter.

Nun bin also auch ich unter diesen Leuten und ich muß gestehen, daß es mir ganz gut gefällt, wenngleich ich natürlich verschiedenes nicht bieten kann, wie z.B. die Blechstöcke. Feste Schuhe hatte ich noch im Schrank, meine Alltagshose erwies sich durch Zufall als Treckinghose und Wanderstöcke habe ich uns am Wegesrand aufgesammelt und mit der Taschensäge zurechtgekürzt. Ich bin nämlich mit einem Freund unterwegs und so können wir endlich einmal stundenlang schwätzen, ohne daß uns irgendwann der nächste Arbeitsmorgen in die Nachtruhe zwingt.

Wir haben daneben aber noch mehr vor: diverse Brettspiele sind im Gepäck, jedes davon mit dem Potential mehrerer Stunden Beschäftigung. Und wenn nicht gewandert oder gespielt wird, wird gelesen oder gekocht und gegessen. Die Langeweile wird uns sicher nicht heimsuchen.

Doch zuerst geht es los: Freitag freigenommen, Donnerstag früher Schluß gemacht, losgefahren. Es geht ins Elbsandsteingebirge, da bei Dresden, weit, weit weg. Fünf bis sechs Stunden Fahrt und dann bei Nacht ankommen. Dazwischen Musik hören, schwätzen, Proviant artgerecht verringern, an Rasten halten und Kaffeebecher auffüllen lassen, im Zielgebiet noch eine Tanke um zwei Flaschen Bier erleichtern und dann in guter Bettschwere schlafen gehen.

Der Freitag beginnt super. Beide wachen auf und die Sonne scheint. Ist aber noch viel zu früh und so entscheidet jeder für sich, man solle sich besser noch einmal hinlegen, bis die Uhrzeit einem verlängerten Wochenende besser zu Gesicht stehe. Dann aber Frühstück und die Unterkunft bei Lichte betrachten.

Idyllisch ist ein matter Versuch es zu beschreiben. Gelegen mitten im Dorf, gleich neben der Kirche, ist es ein sehr hübsches, altes Pfarrhaus, das zu einer Pension umgebaut wurde. Geschmackvoll und modern saniert und mit diversen schönen, alten Möbeln eingerichtet (sitze gerade am schönen Sekretär mit Bücherregal darin). Direkt an die Küche schließt sich eine große Balkonterrasse mit Blick auf den Kirchturm und nach vorn hinaus sieht man die ruhige Dorfstraße und die befelderten Hügel hinterm Dorf.

Während wir uns noch zum Auswandern bereit machen, kommt die Hausdame und fragt, ob denn alles zum Rechten stünde. Wir so, ja, sehr, tolles Haus und so und fragen gleich nach einer Wanderempfehlung. Sie dann so, ja, gehen Sie doch da und dahin, das ist schön und nicht so überlaufen. Wir so, prima, machen wir. Und dann geht es auch schon los. Werfen den Rucksack und die Kamera ins Auto und begeben uns auf LOS!, was im Polenztal ist. Parken, Rucksack auf, Kamera um und los, rein in den Wald und wandern.

Sehr schön hier! Das hat schon was mit dem Wandern, wenn man für Natur ist. Bin ich ja und von daher paßt es auch so gut. Während man geht, muß man allerdings viel auf den Boden gucken, denn der ist sehr uneben oder mit Wurzeln durchwachsen. Da bleiben wir halt öfter mal stehen, um uns umzusehen, denn auch über Fußhöhe ist die Gegend sehr sehenswert.

Besonders beeindruckend sind dabei immer wieder Bäume, die offensichtlich auf großen Felsbrocken angefangen haben zu wachsen und nun Ihre Wurzeln meterweit nach unten recken, wo dann endlich Erde kommt. Ein weiterer Hingucker für mich: die schiere Menge an verschiedensten Pilzen, die hier so aus Baum und Boden sprießt sowie das puschlige Moos, das überall an den Felsen wächst. Muß es immer wieder anfassen.

Nach einiger Zeit kommen wir dann zum Aufstieg, der sich auf über 900 Stufen hinauf zieht. Immer wieder bleiben wir stehen, kucken zurück auf die Waldlandschaft hinter uns und freuen uns über diesen Ausflug. Die Freude am im-Wald-Rumlaufen scheint auch eine alte Sache zu sein, denn beim Aufstieg finden wir alte Einkerbungen von Jahreszahlen im Sandstein, von denen die älteste 1751 ist. Wer damals wohl seinen Schreibmeißel da am Berg gewetzt hat. Wenn man das macht, denkt man doch immer: Mann, kannste doch kein Datum von heute hinkratzen, ist doch voll peinlich und gar nicht alt… Muß man halt echt lang warten, bis das was hermacht.

Irgendwann kommen wir oben an und entdecken, daß man da auch mit dem Auto hinkommt. Na, wollten wir ja auch nicht, ist aber schon witzig. Wir setzen uns in das dortige Resto und essen erst einmal was, denn es fängt kunstgerecht gerade an, etwas zu regnen. Essen gut, alle zufrieden, weiter.

Nun geht’s wieder bergab durch den Wald. Mehr Pilze, mehr Bäume, mehr Felsen. Sehr schön! Wirklich! Und kaum andere Menschen. Nur ein schwarzes Eichhörnchen ergänzt die Szenerie. Unten angekommen, plätschert die Polenz an der alten Mühle vorbei in Richtung Elbe. Wir folgen Ihr, denn sie weiß, wo das Auto steht. Der Weg führt vorbei an einem Gebiet, daß kürzlich besägt wurde und wo jemand einen Baumstumpf zu einem kleinen Thron behauen hat. Wir natürlich sofort drauf, Einer nach dem Anderen. Sitzt sich gut und mit feiner Aussicht.

Doch nun wirklich zurück. Auto gefunden, eingestiegen, einkaufen fahren. Der sich nun ankündigende Abend sieht uns Chili kochen, lesen, schreiben und dann das erste Spiel bestreiten: Frost Punk. Große Spannung, doch dazu morgen mehr.

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