Ich habe an der Uni mal Lateinamerikastudien studiert. Als Nebenfach. Das gibt es wirklich, es hat mir Spaß gemacht und es war damals auch wirklich interessant. Heute ist es das sicher auch noch, aber da bin ich ja nu lang raus. Und dann habe ich 1999 in Süddeutschland die Sonnenfinsternis erlebt. Das war ein besonderes Erlebnis für mich, welches mich nachhaltig beeindruckt hat. Nun werde ich diese beiden Dinge endlich zusammenbringen.
1999 war ich mit Freunden nach Süden gefahren, um die Sonnenfinsternis zu anzusehen. Als wir in Saarbrücken ankamen, regnete es jedoch in Strömen und man konnte am Himmel nur die Regenwolken sehen. Dennoch war es bis zur Verdunkelung so taghell, wie es eben mit Wolken noch werden kann. Alles war normal zu sehen und nichts deutete auf das bevorstehende Ereignis hin.
Doch dann verdunkelte sich die Szenerie abrupt. Binnen Sekunden war alles nachtschwarz, die Straßenlaternen gingen an, Leuchtreklamen strahlten auf, die Autos machten ihre Scheinwerfer an und – und das war für mich das Besonderste – die Vögel begannen zu singen.
Ich fand dieses Ereignis in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert:
- Bis kurz vor Beginn, ließ sich nichts bemerken, die Menge an Sonnenlicht, selbst des schmalsten Streifens Sonne, reichte völlig, um alles zu beleuchten.
- Trotz der Ankündigung und des vollen Bewußtseins über die Sache, waren alle, ich genauso, überrascht und überwältigt.
- Sowohl die künstliche als auch die natürliche Umwelt reagierte gleich auf die Dunkelheit.
Es stellte sich auch das Gefühl ein, daß die Nachtschwärze einfach bleiben könnte. Wie man als Mensch halt so empfinden kann. Der Moment ist die Ewigkeit. Kein Wunder, daß in früheren Zeiten die Angst vor diesen Ausnahmezuständen groß war.
All dies beeindruckte mich, wie gesagt, recht ordentlich und als ich später Kinder in die Welt setzte, formte sich in mir der Gedanke, ihnen dieses Erlebnis auch zu ermöglichen.
Nun ist es nicht einfach, mal eben eine Sonnenfinsternis zu erleben, denn sie finden a) nicht andauernd und b) nicht einfach überall statt. Nun ja, eigentlich ist doch genau dies das Problem. Sie finden irgendwo statt, mittlerweile zwar vorhersagbar, jedoch an sehr unterschiedlichen, meist weit entfernten Orten: in der Antarktis, über Sibirien, einmal quer über den Pazifik…
Die nächste totale Sonnenfinsternis, bei der sich die Welt um einen herum verfinstert (denn es gibt unterschiedliche Formen), findet 2024 in Nordamerika statt. Sie beginnt vor der Küste von Mexiko und läuft dann quer über den Kontinent, bis hoch nach Kanada und dann fix noch mal auf den Atlantik raus. Zu dieser werden wir fahren, nach Mexiko, Lucy und ich. Und ich bin furchtbar aufgeregt.
Ich erwähnte zu Beginn, daß ich früher Lateinamerika-Studien studiert hätte. Während all meiner 1.000 Jahre Studiums, hatte ich es jedoch nie hinbekommen, auch nur einmal den Fuß in die Neue Welt zu setzen. Das habe ich oft bedauert, doch das wird sich nun ändern.
Ende 2022 habe ich herausgesucht, wo und wann dieses Ereignis stattfinden würde und habe begonnen, darauf hinzusparen. Ich dachte mir, wenn man sich schon auf einen derart weiten Weg macht, sollte man sich die Zeit nehmen, dort auch etwas anzusehen. Also fliegen wir Mitte März nach Cancún in Yucatán und fahren dann nach und nach mit dem Bus durchs ganze Land bis nach Mazatlán an der Pazifikküste, wo wir dann die Sonnenfinsternis erleben wollen.
Wir wollen dabei viele Orte besuchen: Chichén Itzá, Uxmal, Mérida, Palenque, Oaxaca, den Popocatépetl, Mexico City, Teotihuacán, … jeder Ort ein Universum für sich. Und wir haben nur vier Wochen…
Dies soll der Beginn meines Reiseblogs werden, der weit vor dem Abflug ansetzt. Mal sehen, ob ich dadurch ruhiger oder noch aufgeregter werde.