CDMX III

Tag 3: Stadtrundfahrt: Coyoacán, Casa Azul de Frida Kahlo, UNAM, Xochimilco

Heute müssen wir früh raus, damit wir den Tourbus gegen 8 Uhr morgens erreichen. Wir wollten nämlich ins Haus von Frida Kahlo, doch das ist ohne Tour fast immer ausverkauft. Also haben wir nachgesehen, wo es mit angeboten wird und haben eine Tour gebucht. Die wird uns heute an vier verschiedene Stellen der Stadt bringen, was bei den Ausmaßen dieser Örtlichkeit den ganzen Tag in Anspruch nehmen wird. CDMX ist wirklich riesig.

Also machen wir uns auf, mit Jäckchen für den gekühlten Bus sowie mit Hüten gegen die später brennende Sonne. Am Treffpunkt befindet sich glücklicherweise auch ein Café, in dem wir noch ein bißchen Gebäck kaufen, unter anderem ein verlockend rosa übergossenes Croissant. Dann werden wir gerufen und besteigen den Bus. Wie erwartet ist er recht kühl aber voller Menschen von überall her.

Los geht es in Richtung Coyoacán, einem hübschen und alten Stadtteil, in dem Frida Kahlos Haus steht, doch auch noch allerhand sonst. Die Fahrt dauert eine gute Weile, vielleicht eine halbe Stunde, nach der wir am Tor zu einem kleinen Park rausgelassen werden. Das Tor selbst gehörte früher zum Kloster San Juan, das aber heute nicht mehr steht. Wir da rein, Park genießen und den hübschen Springbrunnen mit den zwei Koyoten, heißt ja auch Coyoacán, not for nothing. Dahinter liegt eine Plaza mit der ältesten Kirche in Mexiko, erzählt man uns. Dann dürfen wir eine Weile rumlaufen, bevor wir später zu Frida rübergehen wollen.

Also kucken wir uns ein bißchen um, bewundern die Kirche von außen und von innen (drinnen steht ein Einhorn-Jesus und aus dem Glockenturm wächst ein Bäumchen), gehen um den Block und kaufen Churros, bis wir dann die Gruppe wiedertreffen und weitergehen. Auf dem Weg zur Casa Azul (das heißt „Blaues Haus“ und der Name ist Programm), laufen wir noch ein zwei Vogelhaus-Bäumchen vorbei. Sehr niedlich.

Dann sind wir da und dürfen uns in die Schlange stellen, die sehr ordentlich die Gruppen in Time Slots sortiert. Wir müssen noch etwas warten, was ich aber in Ordnung finde, denn so stellt man dort sicher, daß man sich im Haus noch bewegen kann.

Wir treten ein und befinden uns im Patio, dem Innenhof des Hauses, der voller Bäume und Grün ist. Kein imposantes Haus aber einladend. Sobald man ins Haus geht, steht alles voller Bilder und Figuren sowie persönlichen Objekten, darunter ein signiertes Exemplar (#009) des Canto General von Pablo Neruda, einem der Großwerke der Lateinamerikanischen Literatur. Frida war mit Diego Rivera verheiratet, der damals schon monsterberühmter Maler war. Paßten also ganz gut zusammen.

Wir kucken uns also langsam durchs Haus, immer mit einem Auge auf der Uhr, denn wir haben heute einen engen Zeitplan. Doch alles hier strahlt eine angenehme Ruhe aus und es ist sehr nett hier. Das müssen damals wohl viele gedacht haben, denn Frida und Diego hatten so gut wie jeden Tag Besuch. Was für eine wunderbarere Vorstellung. Am liebsten mag ich von all dem hier aber wirklich den Patio mit all seinen Bäumen und dem kleinen Springbrunnen. In der Hitze des Tages ist es hier angenehm schattig und man kann etwas durch die Gegend gehen.

Dann müssen wir wieder raus und zurück zum Bus, denn es wartet die nächste Etappe, die Universidad Nacional Autónoma de México, kurz UNAM, welches eine der großen Unis ist. Dort hatte Diego Rivera den Auftrag bekommen, die damals neue Bibliothek von außen zu gestalten und hat ein riesiges Mosaik gemacht, das die geistige und weltliche Eroberung Mexikos darstellt. Gegenüber steht dann auch noch das Olympiastadion, das sollte er gleich mitmachen, doch bevor das fertigwurde, starb er leider.

Der Campus ist groß und sonnebeschienen und es laufen, oh Wunder, überall Studenten rum. Sehr nette Atmosphäre. Wir bekommen allerhand Erläuterungen, unter anderem, daß man die Form des Mosaiks gewählt hat, damit die Farben nicht ausbleichen, was bislang auch gut klappt. Linkerhand zeigt es die geistliche, rechterhand die weltliche Eroberung in allerhand Symbolen und obenauf ist ein Buch, weil es die Bibliothek ist. Schon dolle!

Und schwupps, geht es weiter. MannMannMann.

Wir zurück in den Bus und der rauf auf die Stadtautobahn, vorbei an der ältesten Ruine Mexikos, von Cuicuilco, zumindest sagt das unsere Führerin, und laut der INHA, dem nationalen Anthropologie- und Geschichtsinstitut, ist das auch bannig alt, so von 1.000 – 200 vor null. Kannte sicher auch kein Atzteke mehr. Dann fahren wir wieder lang durch die Gegend, vorbei an allerhand rumstehender Kunst und viel Verkehr. Den kann man auch in der Luft sehen in Form von Dunst über der Stadt. Muß aber schon viel besser geworden sein, wie es heißt.

Und endlich kommen wir an in Xochimilco, einem Teil der Stadt, in dem noch ein paar der „Schwimmenden Gärten“, den Chinampas der alten Kultur erhalten geblieben sind. Das sind im See aufgeschüttete Inseln, auf denen damals Landwirdschaft betrieben wurde, was dort sehr gut funktionierte und heute ebenso. Einige Chinampas werden noch bepflanzt, sei es mit Blumen, sei es mit Gemüse, und so erhält sich die Tradition. Wir werden allerdings lediglich zwischen den Chinampas gefahren, was eine beliebte Wochenendsaktion ist, denn der bunten Stakboote gibt es viele und mal stoßen sie zusammen, mal nicht. Darauf sitzen Touristen, Familien, Partymenschen und zur Erfreuung aller gibt es mehrere Bandas von Mariachis, die von Boot zu Boot hüpfen, um dort für die Gäste zu spielen. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Auf die Frage, ob und wieviel sie denn singen sollen, sage ich 5 statt eines Liedes, während die Touristen in unserem Boot vor sich hinzögern. Das soll dann 1.000 Pesos oder so kosten, das sind knapp 50,-€ und durch 10 ist das schon zu leisten.

Währenddessen kommen immer wieder Kanus längs bei und bringen Getränke, die später irgendwie bezahlt werden. Kein Mensch merkt sich das, aber die Bootsmenschen können das. Die Mariachis singen laut und herzlich, zwar nicht immer gerade, aber es schunkelt ja auch das Boot. Außerdem geht es um das Erlebnis und ne Schau ist es. Doch irgendwann dreht das Boot um und wir kommen wieder am Anleger an, wo wir über andere Boote wieder aussteigen. Dann sammeln wir uns noch ein bißchen und es geht wieder zurück zum Anfang in die Innenstadt.

Morgen muß Sunja wieder zurückfliegen und so wackeln wir noch etwas durch die abendliche Stimmung Mexico Citys. Ich zeige den Meedels noch ein paar der Dinge, die ich auf meinem Spaziergang vor zwei Tagen gesehen habe. Die Glorieta de los Insurgentes ist zu dieser Abendzeit aber nicht mehr so hübsch wie bei Tage. Drum geht es weiter durch ein paar Straßen mit Discos und Straßenmarkt, wo Lucy noch einen Schlüsselanhänger mit aufziehbarem VW-Bus bekommt und ich mir ein T-Shirt mit Axolotl kaufe. Sowas braucht man und jetzt haben wir tolle Andenken. Dann geht es noch etwas weiter und dann wieder zurück und ab ins Bett.

Tag 4: Stadt kucken, Ab- und Weiterreise

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und wir schlafen wieder etwas länger. Doch heute muß noch ein bißchen was erlebt werden, schließlich ist es Sunjas letzter Tag und unser vorerst letzter in Mexico City. Also kucken wir aus dem Fenster und entdecken einen Kolibri, der einfach so an der Hauptstraße durch den Baum fliegt. Wir so: Kolibri! Kolibri! und sind ganz entzückt, aufgeregt und gebannt. Später wird es ihm zu heiß und er läßt sich nicht mehr blicken.

Dann machen wir uns langsam fertig und Lucy und ich kucken uns noch mal das Haus an. Oben, ganz oben, gibt es nämlich eine Art Rooftopbar, The English Room, wo wir noch mal eine ruhige Kugel Billard spielen, bevor wir uns dann den Pool von draußen ansehen und noch einmal den Fitnessraum beäugen. So so. Das gibt es alles hier.

Dann aber zurück nach unten und wir alle noch einmal raus. Alles ist gepackt und zum Glück dürfen wir unser Zeug noch beim Portier lassen, bis wir nachmittags dann wirklich weiter müssen.

Lucy und ich sind aber zunächst noch verabredet, denn die Eltern eines lieben Arbeitskollegen leben hier und wollen uns zu Mittag einladen. Sie holen uns ab und wir fahren in den Stadtteil Polanco und dort in ein fancy Restaurant, wo wir lecker zu Essen bekommen und uns nett unterhalten. Leider hatten sie selber Urlaubspläne, sonst hätten wir sie vielleicht zu Haus besuchen können. Je nun, immerhin klappt es so.

Dann müssen wir leider wieder zurück, denn heute ist Sunjas Abreisetag und ich will noch versuchen, für einen Kollegen Mexikanische Zigarren zu besorgen. Dazu bekomme ich noch Rat, wo ich die finden könnte (im Sanborn’s de los azulejos) und dann werden wir sogar noch in die Stadt zurückgefahren.

Dort abgesetzt finden wir Sunja wieder und schlendern zusammen noch etwas an dem einen und anderen Marktstand vorbei, bis wir uns zum Sanborn’s aufmachen, wo ich wirklich zwei Zigarren zum Mitbringen finden kann. Dann weiter, noch einmal den Zócalo besuchen, doch kurz davor fordert irgendwer (nachher ist dies nicht mehr zu klären) bei Starbuck’s ein Modegetränk zu erwerben. Dies gestaltet sich leider extrem zeitaufwändig und so warten wir dort wohl eine gute (oder schlechte) halbe Stunde, bis wir mit einem mäßig schmeckenden Warmgetränk wieder rausgehen und nun wird die Zeit leider auch knapp.

Auf dem Zócalo steht ein riesiges Zelt, das sich als eine Art Markthalle erweist. Sunja ist vorgegangen und wir kommen hinterher und holen sie dort ab, um nun den Rückweg anzutreten. Leider wird es jetzt etwas hektisch, doch alles geht gut und wir lösen die ersten Koffer beim Concierge aus. Und dann ist auch der Moment gekommen, daß Sunja losmuß und sie mit all ihrem Gepäck in einen Uber steigt. Dann fährt sie ab und wir sind allein.

Da wir noch bis 1.000 Uhr warten müssen, bis unser Bus zum Pazifik losfährt, schlagen wir die Zeit damit tot, daß wir in den Park hinter dem Haus gehen. Dort ist es angenehm schattig und wieder treffen wir auf Menschen, die unter freiem Himmel Salsa und Bachata tanzen. Einfach schön! Dann finden wir ein „Audiorama“, eine Art Ruhezone im Park. Dort kann man entspannt sitzen und genießen, daß dort noch weniger Verkehr ist. Es gibt Bänke und Hängesessel und wir setzen uns dort eine Weile hin und chillen.

Irgendwann gehen wir aber auch los, holen auch unsere Koffer raus und rufen nach einem Uber. Laut unserer Facebookgruppe treffen sich alle an der Hauptstraße gegenüber der Haltestelle Tepálcates im Stadtteil Iztapalapa, was wohl nicht mehr zu den guten Gegenden zählt. Zumindest meint das unser Fahrer, der uns lieber direkt zum Treffpunkt fahren will, als uns anderswo rauszulassen, wo es nicht sicher sei. Wir wollten nämlich irgendwo in einem Café sitzen und warten, doch da gibt es halt fast nichts. Also wir gleich zum Treffpunkt direkt an der Straße…

Also stehen wir nun direkt an der mäßig gemütlichen Hauptstraße. Bald aber kommen weitere Menschen und warten mit, wodurch wir ihnen unser Gepäck in Obhut geben können, um noch mal fix zum Supermarkt 500m weiter zu gehen. Dort kaufen wir noch mal irgendwas und gehen sicherheitshalber noch mal auf die Toilette, da wir jetzt viele Stunden in einfachen Bussen sitzen werden. Dann zurück, denn wir wollen ja nicht hier sitzenbleiben, doch die Angst erweist sich als völlig unnötig. Nach und nach treffen schließlich drei Busse ein und wir besteigen letztlich einen großen roten Bus. Dann warten wir weiter lang, fahren endlich los, halten eine Stunde später anderswo in Mexico City wieder an, um weitere Mitfahrer einzusammeln und machen uns endlich auf den Weg, sechzehn Stunden lang, zur Pazifikküste nach Mazatlán.

Ciudad de México – CDMX II

Tag 2: Teotihuacán, Spaziergang mit Markt, Monumento a la Revolución, Palacio de Bellas Artes, Zócalo, …

Zweiter Tag, erster großer Ausflug. Heute: Teotihuacán.

Als dummer Europäer verfällt man schnell auf den lustigen Gedanken, all diese alten Kulturen da drüben (also für mich gerade hier drüben) hätten sich sicher gekannt und wären alle gleichzeitig dagewesen. Aber nix da, denkste Puppe! Wie überall auf der Welt, gab es auch über ganz Nord- und Südamerika etliche Kulturen über tausende von Jahren verteilt. Eine davon war die monumentale Zivilisation von Teotihuacán im Tal von Mexiko.

Denkstedir, na, die waren sicher mit den Atzteken per Du, wa? Aber wieder Pustekuchen, die kannten sich nicht mal von Ansichtspostkarten. Während die Atzteken erst so in den 1300ern dicke wurden, waren die aus Teotihuacan schon lange tot und es gab nur noch ihre Ruinen, die schon ca. 600 Jahre verlassen waren aber so ehrfurchterregend, daß die Atzteken (die sich übrigens auch nie so genannt haben) jene Stätte „Wo man zu einem Gott wird“ nannten, das soll „Teotihuacán“ auf Nahuatl, der Sprache der Atzteken, bedeuten. War wohl was.

Whatever, wir wollen da hin und alles ankucken. Tag hat begonnen, Sonne ist raus und wir machen uns auf den Weg. Pfeifen uns nen UBER ran und sagen „LOS!“. Was uns nicht sooo klar ist, ist daß man auch im UBER eine gute Stunde fährt, denn es liegt knapp 50km weit weg. Je nun, dann ist das halt so. Zurück nehmen wir halt den Bus.

Dort angekommen gönnen wir uns vor der Tür noch etwas zu Essen, denn drinnen, so heißt es, wird es nichts mehr geben und diese Konsequenz will niemand erleben. Das Drinnen ist nämlich riesig, Wikipedia sagt ca. 250 hektar. Die laufen wir zwar nicht vollständig ab, aber viel ist das schon.

Tickets sind gekauft und dann gehen wir los, vorbei an einem Parkplatz, auf dem gerade ein Pfahl mit Voladores steht. Dieses Ritual ist inzwischen UNESCO Kulturerbe und es besteht darin, daß vier Männer je ein eigenes Seil an der Spitze um den Pfahl wickeln, es dann um den Bauch knoten und sich dann rücklings am Seil runterbaumeln, wodurch sie um den Pfahl fliegen wie ein Kettenkarussell, während oben ein fünfter trommelt und flötet. Schon ne Sache! Wir also kuck, kuck, knips, knips und dann fein Danke und hier haben Sie 20 Pesos von uns für die Vorführung. Dann weiter, rein in die Anlage.

Es ist heiß und es gibt keine Bäume. Gut, daß wir Hüte haben, wir Mexikaner. Nun rein ins Kulturleben und wir beginnen ganz im Süden, beim Tempel des Quetzalcóatl. Jeder, der seine drei Worte Nahuatl beisammen hat, weiß natürlich, daß Quetzal ein buntgefiederter mexikanischer Vogel ist und Cóatl offensichtlich Schlange heißt. Also im Alltagsdeutsch die gefiederte Schlange. Wie so einigen, wurde auch dem lustig geopfert und dazu brauchte man natürlich auch einen fetten Tempel mit großer Treppe und Steinköpfen und so. Hat er bekommen und den kucken wir, als Einstieg, fleißig an.

Dann geht es weiter auf „die Straße der Toten“. Die Straße der Toten ist einiges über einen Kilometer lang und man nimmt heute an, daß sie früher noch viel, viel länger war. Rechts und links ist sie von Tempeln und anderen Gebäuden gesäumt und im ersten Abschnitt kommen alle Nase lang dammartige Querungen, unter denen man, wenn man lustig ist, durch eine Art Drainagekanal durchkriechen kann. Machen wir natürlich.

Mitten auf dem Weg stehen immer wieder die fliegenden Händler, die alles verkaufen, was so in diesem Rahmen geht, z.B. Mayakalender (die an dieser Stelle gar nicht wohnten) oder allerhand schön polierte Obsidiandevotionalien (der hier durchaus genutzt wurde). Und wieder sind alle sehr freundlich und zurückhaltend. Wenn einer was will, dann wird er schon kommen. Ich mag Mexiko.

Dann die Sonnenpyramide. Rechter Hand von uns ragt sie über die Gebäude und ist ganz schön groß. Über einen weiteren Treppendamm kommen wir in den Hofplatz davor, um den herum und in dessen Mitte natürlich weitere Tempelchen stehen. Alles ist sehr groß und weitläufig, so wie auch die Pyramide. Leider dürfen wir nicht auf sie rauf, weshalb wir die zwei Archäologen und den Hund beneiden, die das einfach dürfen. Nach Corona hat man das wohl verboten, heißt es. Schade für uns, sicher gut für die Bausubstanz. Wir laufen also unten an der Pyramide rum und kucken alles an und machen Fotos.

Dann geht es zurück auf die Straße der Toten und dort zeigt sich ein Tempel, bei dem man durch Zufall einen überbauten Teil entdeckt hat. Bei einem kleinen Erdbeben stürzte ein Teil Mauer ein und gab eine Wandmalerei darunter frei, das Mural del Puma. Man hat damals nämlich einfach sehr oft bestehende Bauten überbaut und nicht immer neues Land versiegelt, zumindest, wenn man sich über seinen Vorgänger erheben mußte, so als Herrscher zum Beispiel. Türmchen drüber, schon war man toller. Sehr praktisch eigentlich. War die Grundlage ok, konnte das lang funktionieren.

Dann gehen wir weitere hunderte Meter und kommen auf die große Plaza vor der Mondpyramide, der „kleinen“ Schwester der Sonnenpyramide. Die Größenverhältnisse dieser Anlage sind wirklich enorm und würde man sich jedes Gebäude 10 Minuten ansehen, kämen man vor morgen sicherlich nicht raus. Doch an vielem können wir nur vorbeigehen, zumal es oft nichts zu lesen gibt.

Um die Plaza herum stehen viele Stufentempel und wir laufen einmal darum herum. Dann einmal an der Seite auf eine Plattform, um ein Bild von den Außmaßen mitsamt all der ameisig anmutenden Menschen darauf zu knipsen. Gleich daneben befindet sich der Palacio del Quetzalpapálotl (Palast des gefiederten Schmetterlings, offensichtlich), den wir noch besuchen mitsamt den anliegenden Behausungen, ober- und unterirdisch.

Dann sind wir für heute durch und knille, auch wenn wir gerade mal seit 2 1/2 Stunden hier durch die Sonne tapern. Wir folgen den Schildern in Richtung Ausgang, dammeln noch etwas durch die Stände und machen uns dann auf den Weg zu den Bussen. Eigentlich wollen wir einen UBER haben, doch die fahren hier nicht raus, was ich erst nach allerhand Warten bemerke („Ihr Fahrer kommt in 20-30 Minuten“). Ein Taxifahrer von dort erzählt uns also, daß dort gegenüber immer wieder Busse in die Stadt vorbeikommen. Daher warten wir jetzt einfach auf so einen. Und siehe da, der kommt auch irgendwann und wir steigen ein und warten erst einmal weiter auf der Straße, weil der Bus nicht weiter kommt. Egal, Hauptsache sitzen. Und irgendwann geht es weiter und wir kommen langsam wieder zurück in die Stadt und sind keine 2 Stunden nach Ende der Visite schon wieder zu Hause. In Mexiko lernt man auch warten.

Nun ist es wohl fünf und es treibt mich noch mal nach draußen. Schließlich gibt es so vieles zu sehen. Lucy und Sunja sind davon nicht zu begeistern, und sind ganz zufrieden damit, sich auszuruhen.

Ich also allein vor die Tür. Huii, aufregend! Und ab, die Straße runter. Alles um mich herum ankucken! Ich komme vorbei an einer Pulquería, einer Bar, in der man Pulque bekommt, vergorenem Kaktussaft. Davon habe ich gehört, also geh ich rein, probiere drei Sorten und lasse mir eine Flasche einer Sorte abfüllen. Und weiter gehts. Die Straße runter komme ich auf eine runde Plaza mitten im Verkehrskreisel, aber tiefergebaut, mit Zugängen von unten rein. Drinnen alle ganz entspannt, es wird Straßenmusik gespielt und es prangen feministische Leitsprüche an den Wänden, offensichtlich als Teil des Platzkonzeptes. Alles sehr nett. Dann geht es wieder da raus, die Avenida Chapultepec entlang, dann in eine hübsche Nebenstraße rein, hübsche Kirche und gegenüber die Casa Universitaria del Libro UNAM, das Haus des Buches der Uni, wie nett. Dann weiter, irgendwie zurück auf die Hauptstraße, wo ich an einem Mini-mini-Park ankomme mit lustigen Granittierchen, auf denen man sitzen kann, Nashorn, Grille, Giraffe, Wal, Bär.

Aber eigentlich will ich zum Monumento a la Revolución, also gehe ich wieder über die Straße und laufe direktemang in eine Markthalle, wo ich natürlich unbedingt kucken gehen muß. Dort sehe ich mir alles an und kaufe Zeug wie einheimische Nüsse, Trockenfrüchte und Huitlacoche, einen Pilz, der Mais befällt und den man dann braten und essen kann. Gab es schon in Oaxaca im Taco, muß also probiert werden.

Dann wieder raus und den richtigen Weg zum Monument finden. Das geht vorbei an hübschen Innenhöfen, einem krassen Autofelgenladen, einem Modeevent (leider ohne Bild), Käfern, einem Laden mit Holzmotorrad sowie einem fancy verbogenen Hochhaus.

Dann bin ich da und stehe vor dem riesigen, vierbeinigen Käfer, der das Monument ist. Und ich bin zur perfekten Zeit angekommen, denn die Sonne beginnt unterzugehen und man kann mit dem Fahrstuhl rauf und runterkucken in Sonnenuntergang und Leuchtestadt. Ich also rein, doch zuerst muß man leider in den Keller, weil man dazu genötigt wird, dort die Revolution zu preisen und die zugehörige Ausstellung zu begehen. Auf ihre Revolution lassen die Mexikaner anscheinend nichts kommen.

Also abwärts und kucken. Dabei erfahre ich, daß dieses Bauwerk eigentlich Teil einer ganz anderen Sache werden sollte. Vor der Revolution plante der damalige Diktator Porfirio Díaz ein monströses Parlamentsgebäude bauen zu lassen zur Feier der 100jährigen Unabhängigkeit von den Spaniern. Während des Baus setzte man ihn jedoch ab und der Bau, bis dahin ein riesiges Stahlgerüst, blieb unfertig. Der Architekt jedoch, um sein Werk besorgt, schlug vor den zentralen Teil nun als Monument umzuwidmen. So wurden aus dem restlichen Eisenzeug Eisenbahnschienen gemacht und die Mitte wurde zum Quadratkäfer und Monument der Revolution, das bis heute besteht. Gute Sache!

Nach der Ausstellung darf ich dann auch nach oben und den Fahrstuhl unter die Kuppel benutzen. Ich bin einer der letzten Gäste des Tages und werde fein überall begleitet, damit ich auch den Weg finde. Ich befinde mich noch in der Mitte des Käfers und man weist mir die Stiege nach außen. Dort ist ein Rundgang um das Gemäuer, natürlich auch mit einem Café. Ich kucke ich einmal im Kreis nach unten und auf die Stadt und treffe dabei auf eine kleine Wartegruppe. Zu denen stelle ich mich dazu und nach nicht allzu langer Zeit bringt man uns durch eine kleine Tür und über enge Innentreppchen an die Spitze des Gebäudes.

Nun, ganz oben, sieht die Stadt drumherum mit all ihren Lichtern echt hübsch aus. Ich werde gebeten, das Kupferblech der Kuppel nicht zu zerkratzen, wovon ich augenblicklich ablasse, hatte ich es doch eh nicht vorgehabt. Wieder mache ich ein paar Rundfotos, bevor ich mich auf den Abstieg begeben muß. Drinnen in der Kuppel sieht es aus wie im Eiffelturm. Lauter Eisenstreben und enge Gänge. Auf den Etagen stehen weitere Infotafeln zu Bau und Revolution und ganz unten kann man noch etwas kaufen. Dann bin ich wieder raus.

Auf der Plaza davor spielt eine Truppe Trompete und es ist schon duster geworden. Doch es ist schön warm und nachdem ich am Straßenrand noch etwas zu trinken kaufe, geht es weiter, die Avenida Juarez entlang, in die Alameda Central, den Park daneben. Dort höre ich Musik, der ich folge und wo die spielt, tanzen die Menschen im Park Salsa oder Merengue oder irgendwas. Das finde ich sooo schön!

Gleich daneben ist der Palacio de Bellas Artes, der auch arg hübsch ist. Ich mache wieder Bilder und zeige anderen Touristen oder Einheimischen, daß der Marmorboden ein lustiges Gesicht macht.

Dann geht es weiter, die Fußgängerzone durch, die zum Zócalo führt, dem „Rathausplatz“ der Stadt, der natürlich noch vieles mehr ist. Dort steht die Kathedrale, ein riesiges Marktzelt, der Nationalpalast sowie die Reste des Haupttempels der Atzteken. Ganz schön viel auf einem Haufen. Und außerdem ist er gerade eine Baustelle und an einer Stelle hängt eine hübsche Lichtinstallation als Blumen.

Tja, nu is auch spät und ich bin wieder vier Stunden rumgelaufen und das war schön. Lucy ruft mich an, wo ich denn wohl wäre und ich solle mal ruhig wieder nach Hause kommen. Das mache ich dann auch und schnappe mir wieder einen UBER, denn mittlerweile bin ich über 7km von zu Hause weg. Das zu laufen, dauert sonst sehr lang. Also einsteigen, schwätzen, aussteigen, erzählen und dann ins Bett.

Oaxaca

Oaxaca macht alles richtig. Wir kommen nach 15 Stunden anstrengender Kurvenfahrt an und die Temperatur ist angenehm aber nicht zu heiß, die Toiletten werden durchgehend geputzt, die Terminal-Wartehalle ist freundlich, draußen an der Wand steht „Bienvenido a Oaxaca“, es gibt einen kleinen Laden, in dem heiße Schokolade per Hand aufgeschäumt wird und sogar der feilgebotene Kaffee schmeckt, vor der Tür stehen viele Taxifahrer, die einen aber nicht nerven, sondern einfach dastehen und die Straße vor dem Terminal ist freundlich und einladend. So kommt man gern in dieser Stadt an. Es liegt auch nicht überall Müll rum, was auch Eindruck schindet.

Der krasse Gegensatz dazu war unser Zwischenstopp in Villahermosa, was, dort wo wir es gesehen haben, leider keineswegs hermosa (schön) war. Das schönste, was wir zu sehen bekamen war ein kleines Einkaufszentrum mit passablen Toiletten und einem Domino’s Pizzaladen. Na gut, auch der kleine Tourishop war sehr nett.

Dieser Zwischenstopp war nötig, weil wir im Bundessstaat Tabasco Tabasco kaufen wollten. Dann, im Chedraui-Supermarkt, stellten wir fest, daß die allseits bekannte „Tabasco“-Sauce aus den USA kommt… Also haben wir kurzerhand heimische Chilisauce gekauft, auf der „Producto de Tabasco“ steht. Was für eine Reinlege von diesen Amerikanern…

Nun aber Oaxaca und ich bin verliebt in diese Stadt. Wir wohnen in einem sehr hübschen AirBnB im Viertel La Cascada, was an einer Straße liegt, die direkt in die Innenstadt führt. Da werden wir bald lang. Vorher wollen wir aber noch Wäsche waschen lassen.

Auf dem Weg zu einer uns von unserer freundlichen Vermieterin gewiesenen Wäscherei, kommen wir an einem Nachbarn vorbei, der uns ebenfalls freundlich grüßt, fragt, woher wir kommen und uns einlädt, bei jeglichen Bedürfnissen vorbeizukommen. Wir, vielen Dank, sehr gern, bis bald, wir gehen gerade in die Stadt. Zehn meter weiter fällt uns ein, daß wir die Wäsche vergessen haben. Zurück, ich, der Ausflug ging schnell rum, hahaha, nein, Wäsche vergessen. 2 Minuten später mit Wäsche im Arm, na, wir versuchen es noch einmal. Bei der Wäscherei, Laden zu, wir zurück, alle müssen lachen. Er, da und da, neben dem Oxxo gibt es noch ne Wäscherei. Wir so, danke, gehen dahin, Laden zu, wir stattdessen zum Oxxo, allerlei Zeug zu essen kaufen.

Auf dem Rückweg zerteile ich meinen Großenzehnagel in zwei blutende Fragmente, weil ich die hoch aufragenden Betonplatte übersehe und voll mit dem FlipFlopFuß dagegen trete. Tut eher weh. Dabei fällt Sunja ein, daß wir auch die Wäsche aus dem Oxxo wieder mitnehmen könnten. Ich humpele also schon vor, sie holt die Wäsche zurück. Der Morgen also schon ein voller Erfolg. Doch die Laune ist und bleibt gut.

Zu Hause finde ich gleich die Reiseapotheke und verarzte mich, während Lucy hilfreich alles in den Kühlschrank packt und Sunja reinläßt, die mit der Wäsche nachkommt. Alles nicht mehr so schlimm und zu Mittag auf dem Balkon schmeckt ein schnapsfreies Corona als Entschädigung auch sehr gut.

Kurz geruht, dann gehen Sunja und ich raus, Kind bleibt chillend zurück. Die Straße führt auf den Zócalo, den Hauptplatz zu, doch bis dahin kommen wir gar nicht. Vorbei an schön bemalten Wänden und einem Aquädukt von Anno dunnemals geht es zu auf einen Stand mit lokalem Essen. Wir dran und Empanada mit Queso und Flor (Käse und Kürbisblüten) bestellt. Dabei sprechen wir mit einem Einheimischen, der uns von der gleich startenden Osterprozession erzählt, die 5 Meter weiter losgeht. Wir da hin und kucken alles gebannt an. Das war ja einer der Punkte, auf den ich so gespannt war.

Nachdem wir diverse Abteilungen gesehen haben, beschließen wir, schnell das Kind abzuholen, um ihr die Welt zu zeigen, denn kulturell ist so eine Prozession total spannend. Zum Einen erzählt sie die Jesus-Geschichte nach und zum Anderen bindet sie die ganze Gemeinde ein, die Fahnen, Kerzen und Figuren tragen, plus Büßer (Penitentes), die hinter Jesus her auch selbst Kreuze tragen. Dabei tragen sie als einzige lila Kapuzen, wodurch ihre Gesichter verdeckt bleiben. Es scheint also wirklich Buße zu sein, die da getan wird, indem man stundenlang ein schweres Kreuz durch die Straßen trägt. Uns Nordeuropäern ist das ja eher fremd aber schon in Südeuropa sind diese Bräuche ebenfalls noch gängig. Irgendwo hier in Mexiko lassen sich sehr beseelte sogar echt ans Kreuz nageln. Das finde ich dann doch recht viel. Je nun, ich hoffe, keiner wird dazu gezwungen.

Das ganze geht eine Weile, bis der Zug durchs Viertel gezogen ist und wieder am Ursprung sein Ende findet. Wir sind bis zum Schluß mitgegangen und machen nun den bunten Markt drumherum unsicher. Abnehmen fällt einem im mexikanischen Alltag schwerer als man meinen mag, denn an jeder Ecke stehen Stände mit süßen Getränken in Großbehältern, die Bäckereien bieten größtenteils Süßgebäck an, sodaß selbst Vollkorntoast süß schmeckt und neben denen für Wasser sind die größten Getränkegebinde die für Cola und dergleichenem Süßzeug.

So bekommt heute jeder von uns sein Fett weg, indem wir Horchata trinken (vergleichbar mit trinkbar gemachtem Griesbrei) und uns Eis und Riesencrêpe mit Monstermassen Nutella reinpfeifen. Ich hoffe nur, daß wir das auch bald wieder abwandern.

Dann geht es nach Haus, wo Lucy und ich noch schnell zwei Ostereier anmalen und dann ins Bett, denn die kommenden Tage in dieser Stadt mitsamt Umbegung werden wieder mit viel Aktion bepackt werden.

Palenque

Tag 1 – Ruinas und Stadt

Palenque ist wieder so ein Ort, bei dem ich mich frage, warum diese Busse eigentlich immer durch so gräusliche Hinterstraßen fahren, wenn sie ankommen? Insbesondere, wenn man nach locker zehn Stunden Fahrt gerädert aus dem Bus torkelt, ist man anfälliger dafür, der Stadt gleich zu Anfang Abzüge in der B-Note zu erteilen.

In der Tat kommen wir gerädert aus dem Vehikel, das uns tapfer von Mérida bis hier gegondelt hat, lediglich mit einer kleinen Pause mitten in der Nacht an einer Haltestelle mit gruseligen Toiletten, dafür aber mit interessantem Warnschild, was man bei Hurricanen und bei Feuer machen soll.

Wie dem auch sei, wir steigen aus und kurz darauf bemerken wir, daß wir die Tasche mit unseren tollen neuen Hüten vergessen haben. Doh! Ich zurück zum Bus, der schon weggeparkt. Ich den Parkwächter, der, wir gehen mal kucken. Wir am Bus, keine Hüte. Mist! Nach den Hinterstraßen gleich den nächsten Downer des Tages geerntet. Fäck! Hat uns doch glatt wer die Hüte geklaut. Je nun, ist nicht die Welt, Hüte gibts ja wieder, auch wenn es um die Einkaufstasche schade ist. Jetzt erst einmal frühstücken.

Auf der Suche nach einem Bistro oder Frühstücksresto, schwätzt uns ein einheimischer Touristenfänger namens Pedro an, ob wir nicht auf Tour X, Y oder Z wollen. Ich höre mir das kurz an und lasse mir mal einen Zettel in die Hand drücken. Schließlich bin ich noch müde und widerstandslos und vielleicht machen wir ja wirklich einfach mal was mit.

Mittlerweile haben wir die einzige bistroartige Einrichtung des Busbahnhofes gefunden und bestellen Kaffee und Pancakes. Die sehr umfangreiche und mäßig freundliche Bedienung und Köchin macht sich an die Arbeit und fabriziert uns etwas, was optisch dem Bestellten anmutet, geschmacklich dem jedoch nicht recht nachkommen mag. Der dazu gereichte Honig wurde zudem einer kleinen Kohorte Ameisen zum feuchten Grab, was ebenfalls den Appetit mindert. Auf meinen Hinweis, daß da Ameisen drinnen seien, gibt mir die Köchin-Bedienerin kurzerhand den Honig-Urtopf, der aber auch voller Ameisen ist. Wir lassen dann irgendwann ab vom Frühstück.

In der Zwischenzeit haben wir unseren Tourmann gefragt, ob er nicht auch einen Taximann hätte und er hat. Der so, klar doch. So sitzen wir im Schatten auf der Veranda des Busbahnhofes und lassen bei 30° Außentemperatur die Pancakes kalt werden, während wir aufs Taxi warten. Und wie wir da so sitzen und warten, geschiet das kleine Alltagswunder: die Busfahrer kehren von ihrer Pause zurück. Ich fix zu denen hin, ob sie noch eine Tasche mit Hüten gefunden hätten. Die so, jo. Haben wir weggeschlossen. Holen wir eben.

Ich ihnen hinterher und der eine läuft gemächlich über den großen Busparkplatz zu einem anderen Gebäude. Kurz darauf kehrt er mit Sunjas Einkaufstasche und den Hüten zurück. Ich danke ihnen überschwänglich und kehre mit unserer geliebten Habe zurück zu den Meedels. Alle sind gleich etwas beruhigter und das aufkeimende Mißtrauen löst sich umgehend in Wohlgefallen auf. Ein Glück!

Dann kommt auch unser Taximann und der fährt uns an die Straßenecke, an der sich unsere Unterkunft befinden soll. In Palenque gab es nicht so viel Auswahl und nachdem wir den Eingang, eine schwarze Eisentür, ausgemacht haben, betreten wir über eine geflieste Treppe das eher schlichte aber freundliche Domizil.

Zunächst wird alles beäugt: Wohnküche mit Tresen und Klappsofa, Duschbad, Schlafzimmer mit Doppelbett und Fernseher. WLAN geht auch, yeah! Dann räumen wir ein, was einzuräumen ist und ruhen uns etwas aus.

Doch bald schon treibt es Sunja und mich wieder vor die Tür, während Lucy noch Atem zum Ausruhen hat. Sie bleibt also da und wir erkunden Palenque, das Pueblo Mágico in Chiapas. Unser aktuelles Heim ist nicht weit vom Parque Central und dem aktuell dort stattfindenden Markt entfernt. Wir brauchen, wie so oft, erst einmal Bares, also auf zur Automatensuche. Das gestaltet sich etwas schwieriger, denn zum Einen mißverstehe ich öfter, was man uns sagt und wenn wir doch mal hinfinden, ist der Automat gern mal kaputt.

Doch schon der dritte Automat funktioniert und endlich sind wir wieder bereit, hübsche Andenken zu kaufen und uns sonstwie zu verlustieren. Das tun wir auch gleich an den nächsten Ecken und ich erstehe zwei hübsche Perlenvögelchen, die ich daheim zu verschenken gedenke.

Der weitere Plan für Palenque sieht so aus: heute zu den Ruinas, morgen zu den Wasserfällen von Agua Azul. Jetzt rausbekommen, wie das vonstatten gehen kann. Mein Wunsch wäre ja, einfach ein Colectivo zu nehmen, also sowas wie ein Gelegenheitsbus, der losfährt, wenn genügend Leute drinnen sitzen und dann vor Ort alles ansehen, was dort rumliegt. Und die Person, die uns erklärt, wie man zu den Colectivos kommt, sitzt in einer kleinen Kiste mit der Aufschrift Información turística. Zum Glück ist er gerade dort und sagt uns, wo alles ist, sodaß wir bald darauf zurück nach Haus gehen, um Lucy vom WLAN zu trennen.

Nun, gerüstet mit Wasser und Kind, geht es gleich wieder hinaus in die sengende Hitze, die Straße hinunter zum Parque Central, dort über die Plaza, noch ein paar Straßen weiter und dann um die Ecke. Natürlich habe ich bis dahin noch dreimal nach dem Weg gefragt, aber das macht ja auch Reisen aus.

Bei den Colectivos finden wir auch bald jemanden zum Ansprechen, der uns in den Bus setzt und uns noch etwas dort warten läßt. Dann geht es irgendwann los und wir fahren aus der Stadt heraus und auf einer Landstraße in den Dschungel hinein. Nach geschätzt 20 Minuten hält der Wagen dann bei den Ruinas und wir steigen aus.

Wie immer tummeln sich am Eingang allerhand Guides, die dort natürlich Guías heißen und die einem vieles zeigen wollen. Leider sind wir schlimme Ignoranten und wollen nichts. Wir gehen zu den zwei Kassen und lösen unsere Tickets für die INAH und für die Stätte. Inklusive im Preis wäre auch das Museum, doch dazu wird kaum Zeit sein. Alle Ruinas schließen in der Regel gegen fünf Uhr und jetzt ist es schon fast drei. Hinter den Kassen müssen wir noch etwas die Straße entlang laufen, wo wir wieder allerhand freundlichen Guías in die Arme laufen. Doch auch die weisen wir freundlich ab und betreten nun den Fußpfad in den Dschungel, zur Ausgrabungsstätte.

Sogleich befinden wir uns im Urwald, der natürlich auch kein wirklicher „Ur“-Wald mehr ist, denn schon die Maya hatten ihrerzeit massig Vegetation niedergemacht, um Städte darauf zu bauen. Man nimmt an, daß das auch letztlich nicht gut für sie war und ihre Zivilisation wohl daran zugrunde gegangen sei. Doch die Natur kam zurück und nun stehen wir mittendrin und freuen uns über Bäume und Flüßchen. Machen gleich Bilder vor einem solche, wobei uns blöderweise eine unserer Plastikflaschen vom Steg fällt. Wir so, oh nein! Lucy so, Papa, hol! Ich so, hä? Naja, und dann klettere ich verbotenerweise abseits vom ausgewiesenen Weg runter an den Bach und hole die doofe Flasche wieder. Hat ja Recht, das Kind und in echt habe ich mich auch gar nicht gesträubt.

Dann geht es weiter. Jetzt folgen die ersten Gemäuer sowie Bäume mit breiten, brettartigen Ansätzen, die sich in einen Stamm vereinen. Dann Treppen und die nicht zu knapp und ziemlich hoch. Bei dieser Hitze und Luftfeuchtigkeit nicht ausschließlich eine Freude. Dann treten wir von der Treppe ins Freie und sind auf einem Plateau mit lauter großen Gebäuden. Wow! Sogar den Rasen haben die Maya noch kürzlich gemäht!

Hier steht eine große Anlage mit allerlei Gebäuden und dem unentbehrlichen Ballspielplatz, wie könnte es auch anders sein?! Und obwohl dies schon groß anmutet, heißt es, daß in Palenque gerade einmal 10% aller Ruinen ausgegraben sind. Und ausgegraben heißt in diesem Falle sogar, daß sie so restauriert sind, daß man sie besteigen kann und darf. Endlich! Also schnell rauf auf den nächstbesten Tempel und der ist ganz schön steil und hoch. Oben angekommen, stelle ich mich auf die Stufen des obigen Altars und versuche ein Panorama von dort zu knipsen.

Lucy ist schon oben und auch Sunja kämpft sich tapfer gegen ihre Höhenangst hinauf. Das finde ich immer wieder bewundernswert, zumal es echt steil und echt hoch ist und es arg holperig wäre, hier runterzupurzeln. Als dann alle oben sind, trinken wir etwas Wasser und knabbern irgendwas, kucken rum und ich freue mich über dieses Erlebnis.

Irgendwann ist aber genug gekuckt und wir klettern wieder runter. Während es Lucy und mich eher in den Oberschenkeln anstrengt, krabbelt Sunja Füße zuerst die Treppe runter. Und auch das ist irgendwann geschafft, sodaß wir den Rest der Plaza erkunden gehen.

Also: Ballspiel, dann Erhöhung mit Zentralgebilde, an dem gerade „neue“ Relieffs freigelegt werden, schräg dahinter dann zwei weitere hohe Gebäude, von denen eins sogar zu betreten ist. Es erweist sich als die Grabkammer Pakals des I., in der es angenehm kühl ist und es unerwartet viel Kopffreiheit gibt. Prima restauriert alles. Einer nach dem anderen geht rein, kuckt und kommt wieder raus. Es ist also wirklich sehr touristenarm hier. Herrlich!

Doch kaum, daß man an sie denkt, kommen sie aus dem Wald gekrochen. Eine kleine Reisegruppe betritt beschaulich den Platz von der anderen Seite und bekommt Erklärungen zu den Gebäuden. Für uns ist es aber inzwischen genug, da es einerseits schon spät, andererseits auch echt heiß und wir ohne Wasser sind. Daher beenden wir hier den Besuch der Ruinas von Palenque und ich bin ganz beseelt.

Wir verlassen das Plateau wieder in den Wald hinein und gehen über gepflasterte Fußwege hinab zum Busplatz, auf dem sich auch wieder allerhand Verkaufsstände tummeln. Dort gibt es für uns erst einmal was zu trinken und während die Meedchen hübsche Dinge für sich ankucken, kaufe ich meiner Schwester ein hübsches Huipil, ein nach Mayaart besticktes Oberteil. Hoffentlich paßt es ihr bloß, denke ich. Falls nicht, bekommt sie halt was anderes.

Dann suchen wir uns den Colectivo zurück in die Stadt. Wir finden einen, zahlen unsere 20 Pesos pro Nase und gondeln zurück. Wir steigen an der Endstation aus, damit wir noch etwas durch die Stadt wandern können. Die ist nach wie vor bunt und laut und überall gibt es Hunde, die bei der Hitze nur träge in der Gegend rumliegen können. Katzen dagegen gibt es sehr selten.

Wir kucken uns durch allerhand Läden und eine Art Bäckerei, wo wir uns nach typischem Backwerk erkundigen sowie nach einem Restaurant, in dem mal einheimisch essen kann. Die Bäckerin oder Bäckereifachverkäuferin, wir wissen es nicht genau, berät uns gern und weist uns den Weg zu einem Restaurant, in dem man schön sitzen, essen und rauskucken kann. Lucy bekommt ein sehr großes Glas Erfrischendes und Sunja und ich teilen uns eine Karaffe Bier, das jetzt auch sehr erfrischend ist. Dann kommt das Essen und wir schnabbeln alles auf, bis auf das von Sunja bestellte, das in der Küche wohl vergessen wurde. Das wird aber berichtigt und dann kann auch sie von ihrem Eigenbestellten nehmen.

Als wir alle satt und kugelig sind, geht es wieder in Richtung Heimat. Auf dem Weg dahin versuchen wir noch Haargummis und eine Wäscheleine zu bekommen, was wir auch schaffen. Haargummis gibt es wie Sand am Meer, wogegen erst der dritte Laden mein Ansinnen versteht und mir eine gekordelte Wäscheleine verkauft, die man anscheinend sogar ohne Wäscheklammern benutzt, indem man einfach Wäschezipfel in die Kordel klemmt. Gewitzt!

So erreichen wir im Dunkeln endlich unsere Bleibe und ruhen uns bei etwas Wäschewaschen und Filmglotzen aus. Doch irgendwann müssen wir sogar den Film aufgeben, da er Lucy peinlich vor uns wird (da knutschen welche im Film, iiieh).

So endet dann also der erste, sehr erfolgreiche Tag in Palenque.

Tag 2 – Misol Ha und Agua Azul

Unser zweiter Tag in Palenque beginnt in großer Ruhe. Wir haben auf den Werbezettel des Tourtypen Pedro von gestern gekuckt und da steht ein Ausflug nach Misol-Ha (das ist Chol für Wasserfall) und zu den Wasserfällen von Agua Azul. Das hatten wir im Reiseführer gesehen und jetzt wollen wir da mal hin.

Also schreibe ich Pedro Palenque an, wie ich ihn inzwischen nenne, und frage, ob da noch Platz ist für uns drei. Es kostet 450 Pesos (~25 €) pro Nase, was für eine Tagestour sehr in Ordnung ist, wie ich finde. Pedro meldet sich dann auch und sagt, jaja, alles kein Problem. Wir so, Yeah! So setzen wir uns also vor die Tür und warten auf Pedros Bus. Der kommt nicht. Ich so, he Pedro, kommt Ihr noch? Der so, jajaja und schickt fix einen mit nem Auto, uns abzuholen. Wir überrascht, daß es doch kein Bus wird sondern ein klimatisiertes Auto, doch der Fahrer beruhigt uns, daß er uns nur zum Treffpunkt fährt. Wir so, na ein Glück.

Der Treffpunkt ist eine Tankstelle, hinter der gerade Müll verbrannt wird, was eine übliche Tagesbeschäftigung in dieser Gegend ist. Stinkt etwas. Wir kurz rein und kucken uns um, haben aber eigentlich alles, was wir brauchen. Dann kommt auch schon unser Minibus und wir dürfen dazusteigen. Sunja darf auf die regulären Sitze, Lucy kommt auf den Beifahrersitz und ich werde auf die Taschenablage in der Mitte gesetzt. Bißchen niedrig aber ok, denn so kann ich, leicht gebeugt, vorn rauskucken, sehe alles und kann mit dem Fahrer schwätzen, was ich auch tue, so gut ich kann.

Die Fahrt nach Misol-Ha dauert ca. eine halbe Stunde und geht über kleine landstraßenartige Wege durch die hügelige und waldige Gegend. Dann kommen wir an einer kleinen Absperrung vorbei, an der der Fahrer anhält und Eintritt für 11 Personen zahlen muß. Das geht alles in Bar und jeder bekommt sein Billettchen mit Bild drauf. Dann fährt er zum Parkplatz wo wir alle rausgelassen werden und 30 Minuten Zeit haben, das nötigste zu erledigen. Also los, fix den Wasserfall finden und schöne Fotos machen.

Misol-Ha wird überwiegend von Mexikanern, doch es kommen auch ein paar Europäer, wie mir der Busfahrer erklärt hat. Das merkt man auch. Alles sehr gemütlich.

Auf dem Weg zum Wasserfall stehen, wie immer, allerhand Essens- und Andenkenstände, doch die Zeit ist wirklich knapp bemessen und wir sputen uns, um nachher nicht zu spät zurückzukommen. Und da ist er schon, der Misol-Ha, ein hübscher schmaler Silberstreifen, der vom Berggesims herabfällt in einen nahezu kreisrunden Teich. Darinnen schwimmen ein paar Menschen und wir sind etwas neidisch, denn es ist schon schön warm. Stattdessen machen wir schöne und lustige Fotos vom Ort und von uns mit dem Ort.

Man kann auch auf einem schmalen Pfad einmal um den Teich, hinter den Wasserfall gehen, was Lucy und ich auch fix tun. Dort läuft das Wasser auch aus dem Gestein und macht kleine Pfützen, deren Wasser wir uns ins Gesicht spritzen, was angenehm kühl ist. Weiter hinten ist noch eine begehbare Höhle, die A. Geld kostet und B. noch mehr Zeit bräuchte, also lassen wir die Höhle Höhle sein und gehen zurück. Wir sind eh spät dran. Hier wäre eine ganze Stunde auch ok gewesen.

Also eilen wir zurück zum Bus und sind auch wirklich die letzten. Alles eingestiegen und weiter geht’s. Die nächste Etappe dauert ca. eine Stunde und Ruckelt uns bergauf und bergab serpentinig durch die Landschaft. So kommen wir höher und höher und immer weiter Richtung Agua Azul. Es geht vorbei an Dörfern und kleinen Häuseransammlungen und überall steht jemand mit einem kleinen, improvisierten Stand an der Straße und verkauft irgendwas. Manchmal wird der ein vorbeifahrender Wagen dazu ermutigt anzuhalten, indem eine Leine über die Straße gespannt wird. Unser Fahrer fährt dann einfach langsam darauf zu, bis die Person die Leine einfach fallen läßt. Dann halt nicht.

Immer wieder sieht man auch Rauchfahnen von brennendem Müll sowie jede Menge losen Plastikmülls am Straßenrand, hier, mitten im Urwald. Da denke ich mal wieder, Einwegpfand ist schon ne geile Erfindung.

Dann sehe ich am Berghang plötzlich Maisfelder und frage mich, wie die denn dahin kommen. Die wirken hier so fehl am Platze. Unser Fahrer meint, die seien oft zum Eigengebrauch dort gepflanzt, also richtige Felder, die dann wohl von Hand geerntet werden müssen. Einfach ist das Leben hier nicht. Er sagt, es müsse auch immer die ganze Familie anpacken, damit es zum Leben reiche. Oft hat der Vater einen Job und Frau und Kinder leisten dann dazu, was sie können, wie eben, am Straßenrand etwas verkaufen.

Dann passieren wir plötzlich lauter Palmen, die sich ebensowenig ins Landschaftsbild fügen wie zuvor der Mais. Das sei eine von mittlerweile mehreren Ölpalmenplantagen. Die seien auch ein Problem, meint er und das kennen wir ja zur Genüge schon von anderen Weltgegenden. Hier also auch.

Dann erreichen wir endlich Las Cascadas de Agua Azul.

Wieder werden wir rausgelassen und bekommen diesmal dankenswerterweise deutlich mehr Zeit, wodurch man hier baden kann und, natürlich, Schnickschnack kaufen. Die Temperatur ist angenehm, nicht mehr so heiß wie vorher und wir gehen auf die Stände- und Restostraße zu und in einem ist Agua Azul anders als die anderen Orte, denn hier werden wir wesentlich hartnäckiger und nerviger von Verkäufern belagert. Aber auch das endet und wir setzen uns irgendwohin und bestellen etwas zu essen.

Von unserem Tisch aus können wir das Wasser sehen und es ist in der Tat unglaublich blau. Es ist eine Art milchiges Azurblau und wirklich schön. Es ist so anziehend, daß man die ganze Zeit einfach da rein will. Aber es ist heute nicht ernstlich warm und der Boden ist voller Menschen und beim Wasser natürlich auch ein bißchen matschig. Wir finden uns dennoch ein Plätzchen und gehen abwechselnd mit Lucy ins Wasser, das, man höre und staune, bergquellenkalt ist, also etwas bei 18-20°C. Erfrischend sagt der Eine, „warm, wie in der Badewanne“ würde Opa Udo sagen. Doch der sagt das immer, auch bei -4.000°. Egal, wir kennen die Fuentes del Algar, da ist das genauso und wir sind tapfer.

Eins wird aber schon im Vorbecken klar: hier gibt es Strömung und das nicht zu knapp. Nicht umsonst wurde der erlaubte Bereich für Touristen schon vor Jahren stark begrenzt, nachdem diverse Menschen in den kräftigen, kalten Wirbeln des Gebirgsflusses ertrunken sind. Diesen Ehrgeiz haben wir nicht, ich als mäßiger Schimmer eh nicht, und deshalb plantschen wir nur ein bißchen im erlaubten Bereich rum. Und während ich schon wieder raus bin und angezogen, machen Lucy und Sunja noch lustige Fotos mit Hasi vor den Cascadas.

Doch Wetter und Touribus treiben auch sie schließlich wieder heraus. Dabei treffen wir noch kurz eine deutsche Familie (Mama, Papa, Kind), mit denen wir kurz beim Anziehen schwätzen. Nette Leute. Dann, überwiegend angezogen, suchen wir weitere Blicke auf die Wasserfälle zu erhaschen und klettern den Weg über allerhand Holztreppen bergan. Dabei kommen wir vorbei an allerlei Ständen, die die Treppen säumen, unter anderem an solchen für frisches Obst wie Kakaoschoten. Die wollen wir probieren. Wir kaufen eine, die uns kurzerhand mit der Machete gespalten wird, worauf sich die Bohnen in ihrem Fruchtfleisch auftun. Das schmeckt fruchtig, bananig und man kann lange darauf rumlutschen. Wird dadurch nicht besser aber es ist lustig glitschig. Auch ein witziges Erlebnis. Die Bohnen danach zu zerbeißen, ist im wesentlichen dann nur herb.

Weiter oben gibt es mehrere Platformen, von denen aus man die verschiedenen Stufen des Wasserfalls sehen kann. Wie glücklich ich bin, diesen Ort durch Zufall in einem der Mexikoführer aus der Bücherhalle gefunden zu haben! Wie vieles im Leben doch von Zufällen abhängt. Aber ohne Planungswillen hätte ich auch nie diesen Führer ausgeliehen. Man muß dem Glück einfach manchmal auf die Sprünge helfen. Oben angelangt, sehen wir auf die ganze Pracht dieses Ortes hinab und freuen uns über all seine Schönheit.

Dann aber treibt uns der Termindruck wieder in Richtung Ausgang. Wie schade, aber ohne Landeskenntnis wollten wir hier lieber nicht selbst fahren. Denn so aufgeschlossen wir sind, bleibt doch irgendetwas der ganzen Schauergeschichten hängen, die man vor so einer Reise erzählt bekommt. Da wird man dann doch etwas vorsichtig. Naja, später vielleicht.

So besorgen wir uns auf dem Rückweg noch eine Kakaoschote und machen uns wieder auf den Weg zu unserem Bus. Der Wartet treu auf dem Parkplatz und nach und nach finden sich alle Besucher wieder ein. Wieder steigen alle ein, Lucy und ich wieder vorn beim Fahrer, ich wieder auf der Taschenablage, leicht gebeugt.

Dann geht es zurück über Berg und Tal, vorbei an Maisfeldern, Palmölplantagen, durch den Urwald und vorbei an Hunden und Zopiloten, die sich am Straßenrand um irgendwas balgen. Schönstes Detail unter vielen: mitten auf einer Kreuzung liegt ein Hund, der dort anscheinend einfach pennt. Verschiedene Autos kommen angefahren, umkurven aber alle sorgsam den schlafenden Wauwi <3.

Schließlich erreichen wir wieder Palenque, inzwischen völlig im Dunkeln, und nach und nach werden alle Gäste in ihren Hotels abgeladen. Ich frage mich die ganze Zeit, ob man Trinkgeld gibt und wieviel, doch selbst die Mexikanerinnen, die in dieser Gruppe sind, lassen nichts springen. Irgendwie ist es mir peinlich, nichts zu geben, doch aus Mangel an Ahnung lasse ich es letztlich auch. Wurmt mich noch heute, denn was sind mir 100 Pesos und was wären sie ihm gewesen?

Je nun, er läßt uns bei unserer Bleibe raus, nachdem wir sie mit Umwegen gefunden haben, und wartet geduldig, bis wir im Haus verschwinden. Wir klettern die heiße Treppe hinauf und bereiten uns auf die verdiente Bettruhe vor, denn morgen erwartet uns unsere bislang längste Fahrt, von Palenque über Villahermosa nach Oaxaca. 17 Stunden sollen es werden. ¡Ay ay ay!

Abfahrtstag

Der neue Tag beginnt und wir packen mal wieder alles ein. Da noch etwas Zeit ist, gehen Sunja und ich noch einmal auf die Plaza, wo sie gestern noch eine Kette entdeckt hatte, bei deren Erstehung ich nun verbale Hilfe leisten soll. Wir also hin und es wird eine hübsche Kette beschaut, die dann noch von der Marketenderin selbst modifiziert wird (sie ist offensichtlich Kunstschmiedin) und dann von Sunja erworben. Alle sind zufrieden und dann möchte ich noch in einem Café einen Espresso o.ä. trinken. Doch auch hier zeigt sich, daß Kaffee vielleicht hier angebaut wird, er jedoch gesellschaftlich hier im Osten wenig Halt gefunden hat. Schmeckt so ok. Später in Oaxaca oder Mexico City sieht das schon ganz anders aus.

Dann lasse ich mich noch von ein paar Statuetten fotowirksam bedrohen, bevor wir zurück zum Kinde und mit ihr dann im Taxi (das erstaunlich lang braucht) zum Busbahnhof fahren. Dort folgt dann das übliche mit Rumsitzen, warten, Ticket vorzeigen, einsteigen und schlafen, und so weiter. Auf zur nächsten Etappe.

In Tulum und um Tulum herum

(Wer Ulm kennt, versteht, warum ich nicht um diesen Wortklangwitz herumkomme…)

So, heute geht’s weiter. Next stop Tulum. Habe Bustickets bei ADO gebucht, UBER funktioniert (zumindest im WLAN des Hauses) und Sachen und Essen sind gepackt.

Dies wird unsere erste Fahrt mit dem Überlandbus sein und ich bin so aufgeregt, wie der erste Mensch kurz nach der Erfindung des Feuers. Wie benutzt man einen Bus? Was muß ich tun? Wo müssen wir hin? Kommen wir rechtzeitig? Aber alles klappt. Der UBER-Mann holt uns ab und bringt uns zum Busterminal in der Stadt.

Dann wird unsere Fahrt ausgerufen und wir dürfen vortreten. Ich zeige brav unsere Tickets und unser Gepäck kommt unten in den Busbauch. Oben drin ist es kalt. Alle Verkehrsmittel müssen hier anscheinend auf -1.000°C gekühlt werden, ums irgendwem zu zeigen. Doch wir sind vorbereitet und ziehen unsere Pullis an.

Und dann geht es los, raus aus der Stadt auf die Autobahn, vorbei an etlichen riesigen Werbeschildern für Ferienparks, Immobilien oder die Kandidaten der Präsidentschaftswahl am 2.Juni. Mal sehen, wer’s macht. Wir fahren auch an einem Schild des „Sargapark“ vorbei, was meine Aufmerksamkeit erregt, denn ich habe gelesen, daß Sargassum, eine Art Rotalge, zu einer Pest geworden ist und tonnenweise hier an den Strand gespült wird, wo es dann stinkend verrottet. Sargapark wird jetzt in Kooperation mit der Uni München eine Anlage, wo das Sargassum zu Heizmittel verarbeitet werden soll. Super! Besser das als Petroleum, denke ich mir. Außerdem steht da noch irgendwo ein einsames Windrad und ich denke mir, na kuck, ist hier auch angekommen.

Dann kommt noch eine Werbung, auf der ein Jaguar dadurch rennt, daß man daran vorbeifährt. Cooler Effekt irgendwie. Keine Ahnung, wofür die Werbung war, hahaha.

Was aber auch stark auffällt, ist der Müll und die vielen verlassenen Hotels am Wegesrand. Schon in Cancún fiel es mir auf, daß Autos, Boote oder Gebäude einfach zurückgelassen werden und sich keiner mehr kümmert. Augenfälliger ist aber der allgegenwärtige Müll am Straßenrand, vor allem Flaschen und Einwegbecher, die einem allerorten hinterhergeworfen werden. Da sehe ich dann schon großen Sinn im Einwegpfand, wenn es denn schon Einwegdinge gibt.

Angekommen in Tulum, gibt es erst einmal keine UBERs und wir heuern ein Taxi, das uns für 1.000 Maak zur Bleibe bringt. Wegen all der Touristen ist die Riviera Maya ein teures Pflaster. Das merkt man unter anderem an den Taxis und natürlich den Eintrittspreisen. Weiter im Land wird das sicher anders werden.

Unsere Unterkunft ist sehr warm und die Luft steht und will nicht abkühlen. Da hilft wieder nur die Klimaanlage und Türen zu. Ansonsten gibt es das wesentliche, was man so braucht: Küche, Tisch, Sofa, Bett, Badezimmer. Drum hängen wir erst einmal dort ab, bis uns etwas fehlt und wir zum nächsten Supermarkt gehen. Lucy chillt lieber noch weiter und so machen wir uns zu zweit auf den Weg durch die mexikanische Wildnis. Diese entpuppt sich als eine Siedlung am Rande der Stadt, die noch von einer Tankstelle vom SuperAkí getrennt ist. Letzter ist sehr international besucht und wir besorgen eine Tonne Zeug und 5 Liter Wasser, was man hier halt so tut. Dann zurück zum Heim und kochen.

Lucy schafft es leider nicht mehr mitzuessen und pennt einfach ein, bevor gekocht ist, also tun wir, was wir können, um für den nächsten Tag gestärkt zu sein.

Der Tag soll so aussehen:
Zuerst ein bißchen Stadt ankucken, dann die Ruinas der Mayas besuchen, dann noch in eine Cenote hüpfen und Wasser genießen.

Doch der Tag haut büxt uns irgendwie aus und wir kommen erst recht spät los, um die Stadt zu entdecken. Die erweist sich dann als überraschend nett und so kommen wir erst spät auf den Trichter zur Cenote zu fahren. Naja, und dann fallen wir auf den Taxifahrer rein, der uns eine andere Stelle vorschlägt, für die er offensichtlich Provision bekommt. Wie dem auch sei, wir fahren also zur Casa Tortugas, einer Stelle, an der vier Cenotes zu sehen sind. Und auch, wenn das zusammen sehr teuer wird, da man dann den Spind mieten und die Handyhülle kaufen muß, sind wir am Ende sehr glücklich mit diesem Besuch. Der endet übrigens mit einer riesen Seilbahn, die in 25 Meter Höhe über ca. 200 Meter Urwald fährt. Sehr cool und aufregend, vor allem für die tapfere, eigentlich höhenängstige Sunja.

Man stelle sich eine Cenote als wassergefüllte Höhle vor, die einen Eingang hat, durch den man eintritt. Manchen Cenotes ist die Decke weggebrochen, weshalb sie ganz offen sind, doch eine dieser vier ist 30-40m tief, glasklar und völlig höhlig. Irre, darin mit Schnorchbrille zu paddeln, wenn ein Sonnenschein von außen bis auf den Grund scheint. Auch ein bißchen gruselig.

So kommen wir aber erst spät wieder in die City und verlustieren uns einfach dort.

Das Tourizentrum der Stadt ist eine lange Straße mit vielen bunten Läden und Restaurants. Alles sehr nett, alles sehr touristisch. Auf der Suche nach einem Schreibheft, werden wir in eine Nebenstraße verschlagen, wo wir es auch sehr nett entdecken, dafür aber ohne Touristen. Das Eis ist sofort um 3.000% billiger.

Natürlich verbraten wir dann noch allerhand Geld in Schnickschnack (ich schon am Nachmittag einen Hut gekauft) und trollen uns endlich wieder nach Hause zum Packen, denn morgen muß es früh zu den Ruinas gehen und dann rüber nach Chichén Itzá, der weltberühmten Mayastätte von Yucatán.

Und siehe da, wir schaffen es in der Tat, früh aufzustehen und zu den Ruinas von Tulum zu fahren. Noch keine Reisegruppen, dafür die Guardia Nacional, die Plastikflaschen verbietet und das Gelände bewacht. Und das macht sich bezahlt, denn weder auf dem Weg dahin, noch bei den Ruinen selbst, liegt Müll herum. Besonders dort ist das sehr schön. Außerdem laufen und klettern auf dem Areal allerhand Leguane rum, was sich auch sehr malerisch macht.

Ja, und auch die Uhrzeit zahlt sich aus, denn das Gelände ist jetzt noch sehr leer. Leider haben wir heute nicht viel Zeit, da wir den nächsten Bus kriegen müssen. Je nun, immerhin sind wir hier und sehen diese schöne Anlage. Aus reiner Verzweiflung fotografiere ich die Erklärungsschilder, damit ich wenigstens nachher herausbekomme, was jetzt was ist.

Und dann machen wir uns schon auf den Weg zurück, gegen den jetzt einfallenden Strom von Reisegruppen.

Entdeckungen machen, Cancún die Zweite

In der Tat gelingt es, nach der Ruhepause wieder vor die Tür zu kommen. Wir tingeln über die Straße zum Strand, der sich als der lokale Familienstrand (Playa del niño) entpuppt, was sich als supernett erweist. Quasi keine Touristen, lauter Einheimische mit ihren Kindern. Die Mexikaner sitzen unter den festinstallierten oder mitgebrachten Sonnenschirmen, während wir Anfänger uns voll in die Sonne knallen.

Das Wasser ist lauwarm, sodaß man einfach reinlaufen kann, ohne sich langwierig einzugewöhnen. Ich versuche mit Schnorchelmaske Fischchen zu sehen, doch da geht nix. Keine Fische und keine Sicht. Stattdessen schnacken uns drei Jungs auf einem Schwimmdings an, fragen mich, ob ich Messi oder Ronaldo besser finde und einer findet anscheinend Lucy nett (hihi, sie so: „voll cringe, ey“). Dann fragen sie mich, ob ich dies oder das Essen kenne und ob ich auch scharf essen könne (müssen dabei lachen), erzählen aber auch von verschiedenem Essenszeug, das ich leider sofort wieder vergesse.

Dann gehen wir wieder aus dem Wasser und lassen mal Sunja ihre 200 Meter schwimmen. Solange sitzen wir rum und kucken in die Gegend. Da sind diverse Kinder dabei, Algenzeug zum Abdichten einer Sandburg zu verbauen, während andere Wasser reingießen, das jetzt natürlich viel länger drinnen bleibt. Voll gut! Andere treten Sandhüte wieder platt, während weitere sich irgendwas gestoßen haben und getröstet werden müssen.

Dann kommt Sunja raus und Lucy und ich gehen schon mal rüber und duschen uns ab, denn wir sind nun abgefüttert und können wieder aus der Sonne. Sunja kommt aber auch bald nach und wir machen uns alle bereit, den ersten echten Supermarkt heimzusuchen.

Der „Super Akí“ ist ca. 2,7km weit weg, was bei noch immer ca. 30°C und nach viel Tag eine kleine Herausforderung ist. Aber wir machen uns tapfer auf den Weg und gehen allerhand häßliche Straße entlang, vorbei an witzigen Schlaglochsicherungen und zwei Katzen, bis wir endlich davor stehen.

Vornean wirkt das Sortiment ein bißchen wie aus DDR-Zeiten, wie ich sie mir vorstelle: Klotzseife und Großmengen Reinigungsmittel für Wäsche und Haushalt und eine Fleischauslage, die auf den ersten Blick nach mageren Zeiten aussieht. Doch der Schein täuscht und wir finden viele tolle Dinge wie Flex-Butter oder „Catsup“ Tomatensauce (für Pommes und so) sowie El Yucateco scharfe Sauce. Und anders als in den diversen OXXOs, die wir schon kennen, treiben sich hier auch endlich Einheimische rum, sogar vor dem Tresen.

Beladen mit 12 tonnen Beute, machen wir uns wieder zurück auf den Weg nach Hause, vorei an einem kleinen Stück Grün, aus dem, offensichtlich aus dem Hinterhalt, einige Mücken ihr Glück an Sunja suchen und finden. Das Dumme an denen ist: man bemerkt sie kaum und sie pieken. Das Gute an ihnen ist: ihr Gejucke geht ziemlich schnell vorbei, weil sie so klein sind.

Zu Hause wird nur schnell noch das nötigste gegessen und dann gehen alle völlig gerädert ins Bett. Sunja hält rauchend auf der Terrasse noch als Letzte die Fahne hoch, bevor auch sie ins Bett kippt.

Am nächsten Morgen wachen wir wieder vor der Uhr auf und kucken den Sonnenaufgang am Horizont an. Dann gehen Sunja und ich joggen, was zu dieser Tageszeit noch nahezu erträglich, wenn auch nicht ertragreich ist. Der Weg führt uns dabei nach Norden, von der Stadt weg und in Richtung von El Meco, der Ruinenstätte, die ich gestern nicht mehr gesehen habe. Macht auch nichts, denn die ist gerade eh gesperrt, wie wir im Vorbeilaufen sehen, da dort was gearbeitet wird. Und doch sieht man die kleine Pyramide von der Straße aus und wir sind froh, unsere erste Mayastätte zu sehen (Mist, keine Kamera dabei).

Dann ist es mir schon zu warm und ich bitte um Nachsicht, daß wir doch umkehren möchten. Sunja hat Mitleid (jaja, diese hitzeresistenten Asiatinnen…) und nach 2,5km drehen wir um. Doch da mir nach einer weiteren Weile der Kopf zu platzen droht und ich nicht ohne nach Hause kommen will, läuft sie die letzten 500m dann ohne mich zu Ende. Ich dagegen, gehe am Strand vorbei und komme auf eine der besten Ideen der letzten 30 Jahre Menschheitsgeschichte: ich werfe mich einfach (ohne Schuhe) ins Wasser und genieße das lauwarme, karibische Meer. Herrlich!

Ich komme aus dem Wasser und tropfe gerade glücklich über die Straße als Sunja mir entgegen kommt, offenbar mit derselben Idee. Und während sie baden geht, gehe ich duschen, um mich auf die heute anstehende Fahrt nach Tulum vorzubereiten.

Und Los!

Erster Tag der Ferien und ich bin um sechs Uhr wach… ohne Wecker… wohl etwas aufgeregt 🙂

Gestern war ich noch einmal los und habe kleine Gastgeschenke besorgt, da wir ja zumeist bei Airb’n’B untergebracht sind, also einfach bei Menschen. Da dachte ich, es wäre nett, was mitzubringen. Hab bestimmt 1.000 Maak ausgegeben, aber macht nichts. Sind Ferien, da verbrät man eh mehr, als man im wirklichen Leben ausgeben würde. Moment mal, was heißt hier „im wirklichen Leben“? Sind Ferien nicht eigentlich das bessere Leben? Oh ha, philosophische Frage… Na, dann sagen wir, man gibt da mehr aus, als im normalen Leben.

Jedenfalls habe ich nach besonders Hamburgischem Zeug gesucht und kam dann mit diesem Berg Sachen an:

Eine Kiste Astra stand auch zur Disposition, doch ich ließ davon ab, da ich damit wohl sehr nah an die 20 Kilo Koffergepäck rangekommen wäre. Und dann stell Dir das vor, kommste in Mexiko an, alle Flaschen im Kofferraum geplatzt und dann stehste da mit Deinem Talent aber ohne Unterhosen… will ja keiner. Also lieber etwas netten Schnickschnack.

Und jetzt ist es also soweit. Ich kann das noch kaum glauben, denn schließlich warte ich seit 1 1/2 Jahren darauf. Da gewöhnt man sich so daran, daß es immer noch so lang hin ist. Doch jetzt geht es los und es ist halb acht am Samstag und ich will endlich einchecken für morgen Mittag aber Sunja pennt noch (verdient) und ich brauche doch von ihr noch Lucys Passnummer und dann wollen wir ja alle zusammensitzen und es ist einfach ein Elend und ich bin so aufgeregt. Merkt man bestimmt auch gar nicht…

Na gut, dann halt irgendwas packen. Oder noch ne Hose waschen. Oder zum 1.000stenmal die Reiseroute überlegen. Oder… warum ist denn zu dieser nachstschlafenden Zeit am Wochenende auch noch keiner wach? Immer ist man allein mit seiner Aufregung, es ist ein Elend.

Erste Pläne

Kukulkán Quelle Wikipedia

Wo fährt man hin, wenn man alles ansehen kann? Mexiko ist riesig und die Luftlinie von Ankunft bis Zielort mißt 3.000 km. Das ist schon ganz schön weit. Zum Glück kenn ich noch ein, zwei Dinge aus dem Studium und dann gibt es ja unsere Freundin, Frau Youtube. Dort finde ich Uri Ortega, einen Youtuber aus Mexiko, der sein Land bereist, nette Sachen erzählt und am Schluß immer probiert, was man dort gut essen kann. So bekomme ich aus verschiedenen Quellen ein paar Ideen für unsere Reise.

Eins scheint mir klar zu sein: ich will möglichst viel mit dem Bus und ggf. dem Auto rumkommen. Inlandsflüge sind zu vermeiden, wenn es geht. Eine Bahn gibt es dort kaum, bis auf z.B. das umstrittene Projekt „Tren Maya“, was eine Bahnlinie um Yucatan ist, für die allerhand Urwalt umgenietet wurde und das im wesentlichen dem Tourismus dienen wird, der größtenteils natürlich von den großen Hotelketten abgegriffen wird. Andererseits läßt es hoffen, daß damit mehr Verkehr auf die Schiene kommt, die dann mit Strom statt mit Benzin betrieben wird… Schwer zu sagen, so von außen. Whatever… Jedenfalls keine Touristenfahrt sondern den „normalen“ Überlandweg nehmen.

Und wir haben schon Termine, denn die Jahreszeit ist nahezu ideal, ohne daß ich es wußte:

  1. Tag und Nachtgleiche in Chichén Itzá am 21.03.: Das Licht fällt auf die Nordtreppe der Pyramide, daß es aussieht, als krieche die weiße gefiederte Schlange Kukulkán herab und bringe Fruchtbarkeit und Überfluß.
  2. Earth Hour am 23.03.: Die Stadt Mérida hat schon früher lebhaft daran teilgenommen, warum also nicht wieder?
  3. Ostern, Semana Santa, 29.03.-01.04.: Wer einmal Ostern in Spanien erlebt hat, kann sich das potentiert in bunt vorstellen.
  4. Sonnenfinsternis in Mazatlán am 08.04.: Das ist ja der Aufhänger und der krönende Abschluß der Reise.

Die ersten Unterkünfte sind inzwischen gebucht aber ich kann mich nicht entscheiden, wie die Reise dann weitergeht. Das Land ist so irre groß!
Die ersten Etappen sind auf jeden Fall: Cancún (Landung), mit dem Bus nach Tulum, von dort mit dem Auto nach Pisté (Chichén Itzá), weiter über Uxmal nach Mérida. Dann ist gerade mal der 23. März und Earth Hour.

Viele raten mir zu Bacalar, was dolle schön sei, aber das ist auch dann ab vom Schuß, wenn es in Richtung Zentralmexiko geht. Ach, es ist eine Krux. Und ich darf dabei nicht vergessen, daß ich mit meinem Kinde fahre. Die darf ich kulturell nicht zu sehr überfordern, sonst grimmt sie. Das will keiner auf so einer Reise. Das hatten wir mal, als wir zu zweit in Lissabon waren. Ich wollte dauernd alte Steine ankucken und sie so: „Laaaangweilig!“. Das war für beide eher doof. Also Obacht!

Daher sind Erlebnisse und Strand und sowas auch immer wichtig. Und lustiges Zeug kaufen, was man zu Hause benutzen kann und sich darüber freut. Daran soll sicher kein Mangel sein und für Vorschläge bin ich immer dankbar.

Wohin aber weiter? Ideen sind schon einmal: Palenque, Oaxaca und Umgebung, der Popocatépetl, allerlei in Mexico City (Casa de Frieda Kahlo, Xochimilco, Teotihuacán, …) und natürlich Mazatlán. Soll aber nicht in Stress ausarten. Gar nicht so leicht.

Nach Mexiko zur Sonnenfinsternis

Ich habe an der Uni mal Lateinamerikastudien studiert. Als Nebenfach. Das gibt es wirklich, es hat mir Spaß gemacht und es war damals auch wirklich interessant. Heute ist es das sicher auch noch, aber da bin ich ja nu lang raus. Und dann habe ich 1999 in Süddeutschland die Sonnenfinsternis erlebt. Das war ein besonderes Erlebnis für mich, welches mich nachhaltig beeindruckt hat. Nun werde ich diese beiden Dinge endlich zusammenbringen.

1999 war ich mit Freunden nach Süden gefahren, um die Sonnenfinsternis zu anzusehen. Als wir in Saarbrücken ankamen, regnete es jedoch in Strömen und man konnte am Himmel nur die Regenwolken sehen. Dennoch war es bis zur Verdunkelung so taghell, wie es eben mit Wolken noch werden kann. Alles war normal zu sehen und nichts deutete auf das bevorstehende Ereignis hin.

Doch dann verdunkelte sich die Szenerie abrupt. Binnen Sekunden war alles nachtschwarz, die Straßenlaternen gingen an, Leuchtreklamen strahlten auf, die Autos machten ihre Scheinwerfer an und – und das war für mich das Besonderste – die Vögel begannen zu singen.

Ich fand dieses Ereignis in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert:

  1. Bis kurz vor Beginn, ließ sich nichts bemerken, die Menge an Sonnenlicht, selbst des schmalsten Streifens Sonne, reichte völlig, um alles zu beleuchten.
  2. Trotz der Ankündigung und des vollen Bewußtseins über die Sache, waren alle, ich genauso, überrascht und überwältigt.
  3. Sowohl die künstliche als auch die natürliche Umwelt reagierte gleich auf die Dunkelheit.

Es stellte sich auch das Gefühl ein, daß die Nachtschwärze einfach bleiben könnte. Wie man als Mensch halt so empfinden kann. Der Moment ist die Ewigkeit. Kein Wunder, daß in früheren Zeiten die Angst vor diesen Ausnahmezuständen groß war.

All dies beeindruckte mich, wie gesagt, recht ordentlich und als ich später Kinder in die Welt setzte, formte sich in mir der Gedanke, ihnen dieses Erlebnis auch zu ermöglichen.

Nun ist es nicht einfach, mal eben eine Sonnenfinsternis zu erleben, denn sie finden a) nicht andauernd und b) nicht einfach überall statt. Nun ja, eigentlich ist doch genau dies das Problem. Sie finden irgendwo statt, mittlerweile zwar vorhersagbar, jedoch an sehr unterschiedlichen, meist weit entfernten Orten: in der Antarktis, über Sibirien, einmal quer über den Pazifik…

Die nächste totale Sonnenfinsternis, bei der sich die Welt um einen herum verfinstert (denn es gibt unterschiedliche Formen), findet 2024 in Nordamerika statt. Sie beginnt vor der Küste von Mexiko und läuft dann quer über den Kontinent, bis hoch nach Kanada und dann fix noch mal auf den Atlantik raus. Zu dieser werden wir fahren, nach Mexiko, Lucy und ich. Und ich bin furchtbar aufgeregt.

Ich erwähnte zu Beginn, daß ich früher Lateinamerika-Studien studiert hätte. Während all meiner 1.000 Jahre Studiums, hatte ich es jedoch nie hinbekommen, auch nur einmal den Fuß in die Neue Welt zu setzen. Das habe ich oft bedauert, doch das wird sich nun ändern.

Ende 2022 habe ich herausgesucht, wo und wann dieses Ereignis stattfinden würde und habe begonnen, darauf hinzusparen. Ich dachte mir, wenn man sich schon auf einen derart weiten Weg macht, sollte man sich die Zeit nehmen, dort auch etwas anzusehen. Also fliegen wir Mitte März nach Cancún in Yucatán und fahren dann nach und nach mit dem Bus durchs ganze Land bis nach Mazatlán an der Pazifikküste, wo wir dann die Sonnenfinsternis erleben wollen.

Wir wollen dabei viele Orte besuchen: Chichén Itzá, Uxmal, Mérida, Palenque, Oaxaca, den Popocatépetl, Mexico City, Teotihuacán, … jeder Ort ein Universum für sich. Und wir haben nur vier Wochen…

Dies soll der Beginn meines Reiseblogs werden, der weit vor dem Abflug ansetzt. Mal sehen, ob ich dadurch ruhiger oder noch aufgeregter werde.