Was, schon Mittwoch? Nee, Donnerstag!

Time flies, when you’re having fun, das kennen wir ja. Und es ist spannend und interessant hier! Jeden Tag mehrere Vorträge von Menschen, die in Unternehmen mit Nachhaltigkeit zu schaffen haben und gute Ansätze vorzeigen. Darunter auch aus der Zementbranche oder von der Uhrenmarke Breitling. Denkt man sich erst „ja klar, gerade die…“, bis man begreift, daß kein Unternehmen sagen würde „ok, eingesehen, alles Mist. Wir machen jetzt den Laden dicht.“ Wenn stattdessen aber viel Zeit, Aufwand und, ja, auch Geld in neue Methoden und Techniken gesteckt wird, bemerkt man das von außen selten.

Alle hier vortagenden Unternehmen haben extern auditierte und ambitionierte Nachhaltigkeitsziele. Bei der Größe der Firmen dauert das alles natürlich seine Weile, zumal sowas wie Zementhersteller und Fluglinien inhärent CO2-lastig sind und wahrscheinlich nie völlig ohne sein werden oder wenigstens noch sehr, sehr lang nicht. Aber sie mühen sich redlich.

Wir aber auch, wenngleich wir im wesentlichen nur rumsitzen und zuhören. Da wir aber auch wissen wollen, worum es geht und daher konzentriert lauschen, schlaucht das auch ganz schön. Dann hat man am Abend fast den ganzen Tag gesessen, zugehört und ab und zu mal ne schlaue Frage gestellt und macht dann noch Gruppenarbeit und ist dann einfach platt.

Dafür wurden wir am Dienstagabend alle zusammen zum Biertasting unten im Ort eingeladen. Wir also alle zusammen zu Fuß runter. St. Gallen, in der Schweiz mit vielen Bergen gelegen, hat das Weiterbildungszentrum der Uni gewitzterweise auch auf den Berg gebaut, sodaß man 20 Minuten Weges braucht, um unten an der Hauptstraße anzukommen. Wir bewältigen das alles und setzen uns schön zusammen. Endlich mal laufen.

Ich bin die ganze Zeit im strategischen Nachteil, denn ich spreche kein Schwyzerdütsch. Verstehen geht leidlich. Wenn aber nur zwei Schweizer miteinander schnell reden, muß ich kapitulieren. Dankenswerterweise schwenken die meisten aber mitleidig auf „Schriftdeutsch“ um, wenn sie merken, daß ich dasitze wie der Ochs vorm Berge und immer nur freundlich nicke, wenn ich angesprochen werde.

Nun sitzen wir schön beisammen, ich bestelle eine Fönki Diana (Flammkuchen ohne Tiere) und allen wird ein Dreierträger Eigenbräu gebracht. Daraufhin beginnt die Einführung in ein paar Bier-Basics. Ich lerne, daß IPA für Indian Pale Ale steht, was die Briten seinerzeit ihren Briten in Indien schickten, und zur besseren Bakterienabwehr viel Hopfen reinmachten. Gestopft nennt man das dann und es wird dunkler. Jaja. Die zwei anderen sind Bier und Bier. Aber gutes Zeug.

Das war Dienstagabend, Mittwoch ist jetzt auch schon an mir vorbeigerannt und heute ist schon der letzte Abend des Seminars. Daß das so schnell gehen muß! MannMannMann.

Dafür habe ich es heute geschafft, allerlei Dinge zu erledigen. Morgens gleich Wäsche gewaschen, mittags Wäsche getrocknet und jetzt abends bin ich runter in die Stadt gegangen und habe zwei Supermärkte geplündert, denn nichts zeigt einem besser den Alltag eines fremden Landes als der gemeine Kaufmannsladen. Kaum hatte ich dann die 32 kilo Einkauf im Sack, dachte ich mir, wenn ich schon hier bin, kann ich auch gleich die Innenstadt ankucken. Gedacht, gemacht. Um 19.00 Uhr machen hier übrigens die Läden zu, weshalb ich auch fix mit dem Einkauf fertig war. Dann also weiter, immer der Nase nach.

Da kommt man dann an lustigen schweizerischen Erfindungen vorbei, wie dem Drive-In-Bankautomaten. Warum sind wir da noch nicht drauf gekommen??? Weiter geht’s in die Innenstadt, die ausnehmend hübsch ist. Viele niedliche alte Häuser und allerlei Gekirch. Leider sind nach Ladenschluß auch die meisten Leute weg, aber so habe ich bessere Sicht beim Fotografieren.

Ich komme auch an alten Placken Schnees vorbei, die hier schon seit Wochen liegen müssen, denn, wie erwähnt, ist es seit mehr als einer Woche recht warm hier, wogegen man oben im Hauptgebäude noch stolz Fotos vom kürzlich noch liegenden Schnee zeigt.

Es gibt aber auch andere interessante Dinge, die weniger mit der Geschichte der Stadt zu tun haben. So nutzt man in St. Gallen E-Busse, die mit Oberleitung fahren, was manchmal zu lustigen Installationen führt, die über der Kreuzung hängen. Außerdem komme ich irgendwo am Hang an einem Grundstück vorbei, auf dem gebaut werden soll. Passiert sowas, muß der Bauherr dann so Stangen einstecken, die so hoch herausragen, wie dann später das Haus sein wird. Sieht aus, wie am Bootshafen, nur am Berg und ohne Boote.

Nach zwei Stunden Wanderns bin ich langsam Ruhebereit und mache mich an den Anstieg zum Zimmer. Finde den Weg und werde noch fix mit etwas Arbeit erfreut, da in Hamburg gerade die Büroeingangstür sperrangelweit offen steht. Zum Glück löst sich das Problem schnell. Irgendwer ist an den Notöffner gekommen und als der wieder rausgezogen ist, schließt sich alles wieder aufs Prächtigste.

Und da nun alle zufrieden sind, tippe ich noch diese Zeilen zu Ende und beginne damit, meinen Koffer zu packen. Morgen ist ja leider schon Schluß und ich siedele für einen Tag noch in ein AirBnB um. We’ll see how that goes.

Gute Nacht und liebe Grüße
Riklef

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